Denkanstoß des Tages – Greta Thunberg und die wachsenden Blumen

© Markus Spiske by Unsplash
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„Die Normalität ist eine gepflasterte Straße: Man kann gut darauf gehen – doch es wachsen keine Blumen auf ihr.“ Vincent van Gogh (30. März 1853 – 29. Juli 1890)

Greta Thunberg hielt am 1. Juli 2021 eine bewegende und zugleich anklagende Rede vor Politikerinnen und Politikern auf dem „AustrianWorldSummit“.1, 2 Die junge Frau steht stellvertretend für ihre Generation, von denen noch zu wenige Angst vor einer Zukunft haben, in der sie vielleicht nicht mehr so leben können, wie wir heute.

Kaum verbreitet sich die Rede in den sozialen Medien, stürzen sich die Kritikerinnen und Kritiker von Greta Thunberg darauf und diffamieren sowohl die junge Schwedin als auch den Inhalt ihrer Ansprache. Doch der aktuelle UN-Klimabericht, auf dem u. a. auch die Anklage von Greta Thunberg basiert, gibt ihrer Anklage leider recht und zeigt auf, dass es die Politik in den letzten Jahren nicht geschafft hat, die Rahmenbedingungen für ein Überleben der Erde für nachkommende Generationen zu setzen.3, 4

Denn wir wissen es seit sehr langer Zeit, dass die Politik in engem Schulterschluss mit der Wirtschaft im Namen des Profits die Welt zugrunde richtet. Schon der einleitende Vincent van Gogh bemängelte das Zuwachsen der Natur durch „gepflasterte Straßen“. Die Leugner des Klimawandels wird sicherlich ein Vincent van Gogh oder die Rede von Fidel Castro 1992 vor der UNO-Vollversammlung nicht beeindrucken, obwohl letztere schon sehr wegweisend war für die heutige Zeit.5 Vielleicht überzeugt aber ein Film des ehemaligen Vize-Präsidenten der USA, Al Gore, mehr als die Worte einer 18-Jährigen oder des alten kubanisches Präsidenten: Eine unbequeme Wahrheit.6 Wenn das nichts ist, dann habe ich von der gleichen Veranstaltung „AustrianWorldSummit“, auf der auch Greta Thunberg ihre mächtige Rede hielt, einen Vertreter aus dem konservativen Lager: Arnold Schwarzenegger.7

Ich weiß nur eines: Wenn wir nicht sofort mit unserem westlichen Konsumverhalten brechen, wenn wir nicht endlich dafür sorgen, dass wir dem menschengemachten Klimawandel stoppen, dann werden nachfolgende Generationen von Menschen mehr darunter leiden als wir mit ein paar zu vielen Sonnentag mit knapp 40 Grad oder die „ein paar hundert Todesopfer“ der Hitzewelle gegenwärtig in Kanada. Dann werden Menschen in kühlere Regionen flüchten. Ein Teufelskreis, der in den letzten 16 Jahren der CDU-geführten Koalitionen sowie der Vorgängerregierungen nicht durchbrochen wurde. Halbherzig werden Klimagesetze herausgegeben. Mit der CO2-Abgabe können sich die größten Umweltsünder freikaufen und die entstandenen Kosten auf die Endverbraucher umlegen. Es entsteht gar kein Grund, um die Firmenpolitik auf den Schutz der Umwelt und damit allen Lebens auf der Erde auszurichten. Öko-Label bleiben Öko-Label. Sie sind nicht überprüfbar und machen sich gut für das gute Gewissen gegenüber den Konsumenten. Das gilt auch für die grün angestrichenen Parteiprogramme der konservativen Parteien.

Die kleine junge Frau aus Schweden streikt seit 150 Wochen jeden Freitag für ein besseres Klima. Sie engagiert sich auf Basis von wissenschaftlichem Faktenwissen. Sie besitzt den Mut, die Mächtigen der Welt anzuklagen: „Menschen leiden, Menschen sterben, ganze Ökosysteme kollabieren. Wir sind am Anfang eines Massen-Aussterbens, und alles, worüber Sie reden können, sind Geld und Märchen vom ewigen wirtschaftlichen Wachstum. How dare you?!“ – Greta Thunberg am 23.09.2019 beim UN-Klimagipfel in New York.8

Man sollte, auch wenn man vielleicht persönliche Abneigungen gegen den einen oder anderen in der Klimapolitik hegt, das Große und Ganze im Zusammenhang betrachten. Der berühmte Schmetterling-Effekt oder ganz konkret, die weggeworfene Kippe, die das Grundwasser direkt verunreinigt, was wir wieder trinken werden. Oder der laufende Motor unserer Autos, wenn wir mal wieder nur auf jemanden warten.

„Wir Kinder tun normalerweise nicht das, was Erwachsene uns sagen. Wir tun es ihnen nach. Und nachdem ihr auf meine Zukunft scheißt, scheiße ich auch darauf.“ – Greta Thunberg: Zitiert in: Zeit Online, 30. Januar 2019.9 Andernfalls sind nicht nur die Straßen gepflastert, sondern alles, woraus neues Leben entstehen kann und wo dann keine Blumen mehr wachsen können.

Foto: © Markus Spiske by Unsplash

Quellen:

  1. https://fb.watch/v/3Kapll2mk/
  2. https://www.austrianworldsummit.com
  3. https://www.deutschlandfunkkultur.de/neuer-uno-klimabericht-unsere-kinder-werden-landschaften.1008.de.html?dram:article_id=499235
  4. https://www.swr.de/swr2/wissen/uno-bericht-corona-pandemie-verlangsamt-nicht-den-klimawandel-100.html
  5. https://amerika21.de/video/230758 – einschränkend sei bemerkt, dass das Originalvideomaterial scheinbar ausschließlich über rt verfügbar ist. Aber, zum Glück, dass es so der Weltöffentlichkeit somit zugänglich ist.
  6. https://de.wikipedia.org/wiki/Eine_unbequeme_Wahrheit
  7. https://tvthek.orf.at/profile/Austrian-World-Summit/13887415/Austrian-World-Summit/14097458/Rede-von-Arnold-Schwarzenegger/14951084
  8. https://www.youtube.com/watch?v=8h3oWyCFPwg&t=52s&ab_channel=ZEITONLINEDokus%26Reportagen
  9. https://www.zeit.de/2019/06/klima-aktivistin-greta-thunberg-klimaschutz-schuelerin?utm_referrer=https%3A%2F%2Fde.wikipedia.org%2F