Corona III – Leipzig im grenzenlosen Widerstand

Am Freitag (24.04.2020) genossen sehr viele Leipziger im Clara-Park und im Lene-Vogt-Park ganz eng auf den Wiesen und Wegen den schönen Frühlingstag. Tranken ihr Bierchen am Glashaus oder leckten ein Eis vor dem Musikpavillon. Flanierten oder tobten zwischen den ausgelegten Picknickdecken. Vielleicht hatte der eine oder die andere ein paar Blicke übrig für die Klimaaktivisten von #fridaysforfuture oder eher nicht. Aber alles in Covid-19-Virustagen und den immer noch bestehenden Kontaktbeschränkungen und Abstandsvorschriften. „Man sieht im Sonnenschein nicht, wie die Erkrankten leiden. Die Pandemie ist schrecklich“, sagte der Gesundheitsexperte Heiner Lauterbach in einem TAZ-Interview (Quelle: https://taz.de/Karl-Lauterbach-ueber-Covid-19/!5678392/)

Die Unmenschlichkeit trotz dem Virus

Während also das Leben so weitergeht, als gäbe es kein tödliches Morgen, prägt auch ein anderes Bild das städtische Leben: Solidarität mit den Menschen, die das ausschweifende Leben von uns Wohlstandshipstern mit Hunger, Elend und Krieg bezahlen müssen. Um vor den Missständen in den Staaten der sogenannten dritten Welt zu fliehen, machen sie sich auf den beschwerlichen Weg in das vermeintliche Schlaraffenland Europa.

Und: Sie landen an den geschlossenen Grenzen dieses so heilsbringenden Staatenbundes oder vielleicht auch dahinter in einem der vielen Auffang-(Konzentrations-)lager. Dort auf Lesbos, in Moria erleben sie die gleiche Schmach wie in ihren Herkunftsländern. Hunger, Elend, Bandentum, keine Hygiene, keine Bildung, keine ausreichende medizinische Versorgung – Angst vor dem Tod bringenden Coronavirus.

Das hat nichts mit den Friedensbemühungen und der Menschlichkeit zu tun, für die 2012 unter anderem die 500 Millionen Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurden. Der damalige „Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz, zeigte sich ‚tief bewegt‘ und ‚geehrt‘ über den Preis.“ Der deutsche SPD-Politiker schrieb seinerzeit per Twitter. ‚Die EU ist ein einzigartiges Projekt, das Krieg durch Frieden, Hass durch Solidarität ersetzte.‘ (Quelle: https://www.spiegel.de/politik/ausland/friedensnobelpreis-geht-an-eu-a-860905.html)

Bettlaken als Hoffnungsschimmer für mehr Menschlichkeit

Aber, es gibt nicht nur die Ignoranten, Egoisten und Müßiggänger in unserer Gesellschaft. Einigen Europäern, Leipzigern, Menschen ist das Schicksal der Geflüchteten und die menschenverachtende Politik der Staatenlenker in der EU nicht egal. Sie setzen sich sichtbar zur Wehr. Ja, und es gehört auch zum Stadtbild der Messe- und Universitätsstadt Leipzig, dass einige von den hier Lebenden sichtbar Widerstand mit ihren Banner aus Bettlaken an Häuserwänden leisten. Einen kleinen Eindruck liefern, die folgenden Schnappschüsse von einer Fahrradrundtour durch Reudnitz, Mitte, den Leipziger Süden und Connewitz.

Mein drittes Fazit

Das Covid-19-Virus veranschaulicht auf tödliche Weise, dass wir nur eine Welt haben und alles miteinander zusammenhängt. Gerade unsere ungebändigte Konsumsucht, die nach einem beschleunigten Ende der Einschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus schreit, ist eine der wichtigsten Ursachen für Krieg, Flucht und Vertreibung in der Dritten Welt, für die gegenwärtige Klimakatastrophe. Eine Art Schmetterlingseffekt nach Edward N. Lorenz: „Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen?“ (Quelle: Edward N. Lorenz: The Essence of Chaos. University of Washington Press, Seattle WA 1993, ISBN 0-295-97270-X. aus https://de.wikipedia.org/wiki/Schmetterlingseffekt)

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„Spaß mit Flaggen“*