E-Mail an Ebay: Charlie Hebdo wird zur Spekulationsware

Charlie Hebdo 1178 - nach dem Anschlag

Liebes Presse Team,

Ich habe heute Morgen vergeblich nach einer aktuellen Ausgabe von Charlie Hebdo angestanden. Im ersten Moment war ich nicht enttäuscht, dass alle Exemplare ausverkauft waren. Ich verstehe es erst einmal als Zeichen der Solidarität mit der Redaktion, als Gedenken an die ermordeten Zeichner und Journalisten, Mitarbeiter und Polizisten. Als Journalist fühle ich mich ebenfalls mit der durch diesen Anschlag zu einem Symbol gewordenen Satirezeitschift eng verbunden.Doch nun kommt Wut in mir auf: Warum lassen Sie es auf Ihrer Plattform zu, dass die Ausgabe zu horenden Preisen verkauft werden darf. Hier schlagen Menschen aus einer Tragödie Profit. Es ist paradox, denn genau gegen diese Gewinnmacher trat und tritt Charlie Hebdo neben der vielen politischen Satire auf. Und wie, ich das sehe, profitieren Sie als Unternehmen auch nicht unerheblich an diesem Geschäft mit dem Tod!

Jede der zum Verkauf angebotenen Zeitungen fehlte im freien Verkauf an diejenigen, die ein wirkliches Interesse an den Inhalten haben und durch den Kauf die Redaktion und alle Journalisten und Zeichner dieser Welt mit dem Erwerb unterstützen wollten. Wenn wenigsten die Verkäufer ihren Gewinn aus dem Verkauf an die Redaktion bzw. andere ähnliche Projekte spenden würden, dann würde ich mir sofort ein Exemplar kaufen – auch für 200 Euro oder mehr (ich habe u.a. bereits direkt an Charlie Hebdo im Vorfeld gespendet).

Ich kann nicht fordern, ich kann Sie auch nicht auffordern, ich kann Sie nur bitten: stoppen Sie den Verkauf von Charlie Hebdo über alle Ihre Plattformen weltweit. Setzen Sie ein Zeichen, dass man mit dem Tod andere Menschen keinen Gewinn machen darf.

Ich würde mich freuen, wenn Sie meine Bitte nachvollziehen können und darauf eingehen.

In dieser Hoffnung verbleibe ich mit freundlichen Grüßen

Diplom Journalist
Michael Lindner
Leipzig, den 17.01.2015