Beschränkter Kopp behindert Klopp

Die Misserfolge des BVB in der ersten Halbzeit der Bundesliga-Saison 2014/2015 haben eine tiefere Ursache als die Versuche der Schuldzuweisungen an den Trainer Jürgen Klopp es ausdrücken. Die Medienschelte und die allzu schnelle Lösung mit einem Trainerwechsel von Seiten der Sportjournalie folgen einer kurzsichtigen und populistischen Hetzjagd gegen einen oft unbequemen Mannschaftscoach.
Solange Jürgen Klopp unsere Bedürfnisse mit Siegen für den BVB, flotten Kontrasprüchen in TV und Print befriedigte war alles gut. Nun siegt er nicht mehr und seine Sprache ist alles andere als überlegt und ironisch gemeint.
Doch woran liegt es, dass der BVB so sehr im Keller der Fußballliga gelandet ist? Meiner Meinung nach nicht an dem Trainer oder am Sportmanagement. Ich glaube, dass nach den Kaufgelüsten der Münchner Bayern und dem Weggang von zwei Spielern – Mario Götze und Robert Lewandowski – zwei Topspieler die Mannschaft aus dem Gefüge gebracht haben. Gerüchte um weitere Spielerabwerbungen wie die um Markus Reuss destabilisieren weiter die Moral der Truppe. Ein Hickhack, dem der beste Trainer nicht gewachsen ist. Was geht dort in den Köpfen der Spieler hinsichtlich der Zuverlässigkeit auf den Nebenmann vor sich? Wann wird mein Mitspieler eigentlich zu meinem Gegner oder bloß nicht gegen einen künftigen Arbeitgeber auftrumpfen, wo bekomme ich noch mehr Geld? Sind das die Fragen, die bei einem Kellertabellenplatz die Lust auf gute Spiele und erfolgreiche Torschüsse verderben?
Im gegenwärtigen Zustand der Klopptruppe, die doch aus hervorragenden Spielern besteht, würden sie sogar gegen einen Ostclub aus der dritten Liga verlieren. Diese hätten den Mannschaftswillen zu gewinnen! Das ist es, was den Spielern um Trainer Jürgen Klopp offensichtlich fehlt: Teamgeist, Siegeswillen, Stolz auf die gelb-schwarzen Traditionsfarben. Da kommt, so meine ich mehr zusammen, als das vermeintliche Versagen eines Erfolgstrainers. Doch medial macht es sich leichter, über einen Trainer öffentlich herzuziehen, als mal in die Köpfe der Spieler zu schauen. Oder steckt da wirklich nicht mehr din, als die hohlen Phrasen nach dem Glück einer gutverdienenden Fußballerkarriere? Ja, dann würde es Zeit, darüber nachzudenken, ob nicht Spielerverträge gekündigt werden sollten. Auch wenn andere Clubs schon warten sollten. Auf alle Fälle hätten Spieler aus der zweiten oder dritten Reihe mehr Heißhunger auf Tore und Punkte in den Vereinsfarben des BVB, als es der gegenwärtige Kader wohl zu haben pflegt.
Und noch eine anschließende Bemerkung hätte ich als „nur“ Beobachter: Haben denn Trainerwechsel in den letzten Jahren immer auf Dauer etwas gebracht? Oder waren die Trainer nicht immer nur die Bauernopfer für Unzulänglichkeiten, die tiefere Gründe hatten? Last dem BVB mehr Zeit für die Mannschaftsfindung, geht an die Spieler ran und fragt sie, ob sie noch Lust haben, in Schwarz/Gelb zu spielen, dann steht der BVB am Ende der Saison im Mittelfeld der Tabelle und könnte in der nächsten Saison wieder ein ernst zu nehmender Gegner für die Bayern sein und der Region zumindest sportlich wieder ein Hoffnungsträger sein.