Rosen für einen Stolperstein

Der Stolperstein für Erich Köhn. 31.01.2021
Der Stolperstein für Erich Köhn. 31.01.2021

Sonntag. Erich-Köhn-Straße/Georg-Schwarz-Straße in Leipzig. Einen Strauß rote Rosen legen wir neben den Stolperstein.

HIER WOHNTE
ERICH KÖHN
JG 1896
IM WIDERSTAND/KPD
VERHAFTET 1934
ZUCHTHAUS ZWICKAU
ZUCHTHAUS WALDHEIM
1938 BUCHENWALD
TOT 1.1.1945

Eine goldfarbene Messingtafel. In den Bürgersteig eingearbeitet zwischen das Kleinpflaster. Unscheinbar, wenn man nicht weiß, wo ungefähr diese Tafel des Gedenkens liegt. Und nun der rote Farbtupfer daneben. Ein kleines Zeichen der Erinnerung am Sonntagnachmittag bei strahlender Wintersonne im Frieden.

Wir konnten sehen, wie Spaziergänger aufgrund unserer Rosen stehen blieben und sich den Stolperstein anschauten. Zwei Menschen. Wie viele werden es noch gesehen haben und optisch zumindest gestolpert sein?

Dem Widerstandskämpfer Erich Köhn zu Ehren wurde die Straße in Leipzig Lindenau benannt, dort wo sich das Eckhaus befindet, in dem er gewohnt hatte. In der Haus Georg-Schwarz-Straße 176. „Wegen antifaschistischer Betätigung wurde er 1934 zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. ‚Hochverrat‘ nannten das die Machthaber. Nach dieser Verurteilung kam Erich Köhn nicht wieder frei. Sein Leidensweg ging über Waldheim in das KZ Buchenwald, bis zum bitteren Ende.“1 Jetzt erinnert eine kleine Messingplatte an ihn.

Wikipedia schreibt über die Stolpersteine:

„Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, das im Jahr 1992 begann. Mit im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln, sogenannten Stolpersteinen, soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus (NS-Zeit) verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die quadratischen Messingtafeln mit abgerundeten Ecken und Kanten sind mit von Hand mittels Hammer und Schlagbuchstaben eingeschlagenen Lettern beschriftet und werden von einem angegossenen Betonwürfel mit einer Kantenlänge von 96 × 96 und einer Höhe von 100 Millimetern getragen.[1] Sie werden meist vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer niveaugleich in das Pflaster bzw. den Belag des jeweiligen Gehwegs eingelassen. Am 29. Dezember 2019 verlegte Demnig in Memmingen den 75.000sten Stolperstein.

Stolpersteine wurden in Deutschland wie auch in 25 weiteren europäischen Ländern verlegt. Sie gelten als das größte dezentrale Mahnmal der Welt.“2

Gegen das Vergessen, wenn es keine Zeitzeugen mehr gibt, die über die Greul des von Menschen gemachten und geduldeten Faschismus in Deutschland berichten können. Wenn wir nur noch von Schautafel und aus Geschichtsbüchern erfahren, was Menschen geleistet haben, um den unsäglichen Ausbruch menschlicher Niedertracht und Brutalität zu verhindern, einzudämmen und zurückzudrängen. Menschen wie Köhn waren zu wenige in Deutschland, sonst wäre der millionenfache Mord an den Völkern dieser Welt zu verhindern gewesen. Vielleicht wussten es die Menschen damals wirklich nicht besser? Doch heute?

Genau weil es Parteien wie AFD und NPD geschafft haben, sich auf Wahlzetteln zu etablieren und so in Bürger*innenhirne einzudringen, bedarf es mehr Menschen, die über diese kleinen Messingtefeln, eingelassen zwischen den Pflasterungen auf BÜRGERsteigen, stolpern und zum Nachdenken angeregt werden, warum sie im Frieden ihren Weg gehen können.

Quellen: