Schmutzige Smartphones*

Schmutzige Smartphones © Picture Alliance
Schmutzige Smartphones © Picture Alliance

Ein Beitrag mit gleichnamiger Überschrift von Adrienne Woltersdorf (http://www.ipg-journal.de/regionen/asien/artikel/detail/schmutzige-smartphones-1824/) wirft einen dunklen Schatten auf die von uns so heiß geliebten und nicht mehr aus dem Alltag wegzudenkenden Smartphones. Gut, wir wussten doch eigentlich aus früheren Berichten, woher die Milliardengewinne von Apple, Samsung und Co. herkommen. Rohstoffausbeutung in Afrika und Asien, Umweltverschmutzung beim Abbau der seltenen Erden, Billigproduktionslöhne in Fernost … Und die Gier der Verbraucher nach immer neueren Smartphones – egal zu welchem Preis. Wir bezahlen Unsummen für die kleinen elektronischen Alleskönner, die letztlich in der Produktion nicht einmal 200 Euro kosten sollen. Dazu das uns angepriesene Zubehör, das wir brauchen, brauchen, brauchen …

Ja, um im globalisierten Alltag mithalten zu können, brauchen viele von uns die Smartphones. Wir müssen „up to date“ sein, immer erreichbar für die wichtigen Entscheidungen im Arbeitsalltag. Und das ist nicht sarkastisch gemeint. Die Welt hat sich entwickelt und so zu tun, als ob wir uns dieser Entwicklung verweigern können, ist sicherlich sehr ehrenrührig, aber doch etwas naiv.

Doch der Erfolg der großen und kleinen Elektronikhersteller basiert weniger auf dem Businessanwender, sondern mehr auf dem privaten Konsumenten. Gefangen im Rausch der morgendlichen Blubberspiele in der Straßenbahn, der immer präsenten Sofortnachrichten, von Online-Video-Chanel, Sportwetten und Pornoclips haben die Endverbraucher oft ein Auge auf das neuere Smartphone des Nachbarn. Die einjährige Halbwertzeit der kleinen Telefon-PC’s wurde lange Zeit durch Apples iPhone bestimmt und zog die anderen Anbieter in ihren Bann. Die Vielfalt fasziniert die Kundschaft. Für jeden Geschmack ist immer und zu jeder Zeit etwas dabei. Die Netzbetreiber ziehen mit ihren Tarifen und überraschen ihre Kunden mit immer neuen Sonderangeboten. Die Suggestion vom Notwendigen siegt gegenüber der Vernunft, dem Nachdenken, was wir da eigentlich machen, was wir eigentlich wirklich zu verantworten haben.

Der Beitrag von Adrienne Woltersdorf gibt mit ihrem Beitrag diesem elektronischen Konsumwahnsinn ein Gesicht mit ihren Geschichten über die Zustände in den Bastelstuben der Elektronikriesen. Es geht nicht um die Verteufelung des technischen Fortschritts. Doch sollten wir mehr darüber nachdenken, ob das aktuelle Smartphone noch weitere Jahre durchhalten kann, auch wenn es keinen Update-Service mehr geben wird. Am Ende seiner Tage sollte man es zum Recycling zurückgeben. Und das kann man auf alle elektronischen Geräte, die in der sogenannten Dritten Welt in Teilen oder komplett produziert werden.

Vielleicht sollten auf den Verpackungen von Smartphones, PC’s, Laptops und Tabletts Horrorbilder von den Auswirkungen der Arbeitsbedingungen in den Ha-Giang-Bergen im Norden Vietnams aufgedruckt werden, dass die Hochglanzgeräte ihren Hochglanz etwas verlieren. Vielleicht müssten auf den Etiketten und Einkaufstüten von Modehäusern der Billigmarken Primark, KIK, H&M … Bilder des eingestürzten Rana Plaza-Gebäudes einer Bangladescher Textilnäherei mit über tausend toten Frauen pranken. Es wäre vielleicht ein Anfang, um uns beim Einkauf zum Nachdenken anzuregen. Bis wir uns auch an diese Bilder ähnlich wie die Raucher an ihre Zigarettenschachteln gewöhnt haben und vielleicht anfangen das Elend zu sammeln.

Wir sollten nachdenken … über den Schmutz an unseren Händen, wenn wir wieder ein neues Smartphone kaufen.