Denkanstoß am Ende des Jahres – und zum Schluss wird der Rest von Rügen auch noch verkauft

Mein ganz persönlicher Jahresrückblick

Öl ins Feuer, anstatt den Brand zu löschen

Waren die letzten Jahre von viel Unruhe und Unruhen geprägt, erzielte das Jahr 2022 den Preis für das seit Jahren Unfriedlichste. Zu all den weltweiten gesellte sich der zweite europäische Krieg nach der Zeitenwende seit Mitte, Ende der 1980er-Jahre (https://de.wikipedia.org/wiki/Jugoslawienkriege). Der Krieg gegen den flächenmäßig größten Staat Europas. Gegen die Ukraine. Angezettelt von Russland unter Führung seines Präsidenten Wladimir Putin. Ein ehemaliger Vasall aus den höchsten Kreisen des KGB der ehemaligen UdSSR bringt am Morgen des 24. Februar 2022 mein bisheriges Wertesystem „Meinst Du, die Russen wollen Krieg“ (Jewgeni Jewtuschenko,  https://de.wikipedia.org/wiki/Meinst_du,_die_Russen_wollen_Krieg%3F) zum Zusammenbrechen. Ein Morgen in meinem Hotelzimmer in Karlsbad. Umgeben von friedlicher Geborgenheit in den Armen meiner weinenden Frau und dem luxuriösen Service eines Grandhotels werde ich aus dem Kurztraum des Abstands vom Alltag herausgerissen. Ich kann nicht behaupten, dass ich die Welt nicht mehr verstanden hätte. Ganz im Gegenteil. Das die Welt beherrschende Gesellschaftssystem hat seine wahre Fratze offenbart. Wer bis dahin der Propaganda von Russland als Nachfolgestaat der UdSSR aufgesessen ist, sollte sich eines Besseren belehrt sehen. Der unberechtigte und völkerrechtswidrige Einmarsch in ein benachbartes Land kommt der Invasion der USA und seiner Verbündeten am 20. März 2003 in den Irak (https://de.wikipedia.org/wiki/Irakkrieg) gleich. Aufgrund einer vorgeschobenen Bedrohung der westlichen Welt mit Massenvernichtungswaffen (https://de.wikipedia.org/wiki/Begr%C3%BCndung_des_Irakkriegs) wurden bis zum Ende der Besetzung nach verschiedenen Angaben zwischen 115.000–600.000 Zivilisten und ca. 40.000 Soldaten getötet (https://de.wikipedia.org/wiki/Irakkrieg). Im Krieg in der Ukraine soll nach unterschiedlichen Angaben von der ukrainischen Regierung, den Vereinigten Staaten und der russischen Regierung aufseiten der russischen Armee bis zu 67.000 Tote und Verletzte zu beklagen sein und beim ukrainischen Militär ca. 11.000 Opfer. Bei der Zivilbevölkerung schwanken die Opferzahlen zwischen 8 und 29 Tausend (https://de.wikipedia.org/wiki/Opfer_des_Russisch-Ukrainischen_Krieges).

Und was macht der Westen? Er kippt viel Öl ins Feuer. Hechtet den Forderungen vom ukrainischen Präsidenten und seiner Entourage nach mehr und schweren Waffen hinterher. Schließlich verteidige die Ukraine die europäischen und westlichen Interessen. Wenn es denn so wäre, dass wir mit mehr Waffen sehenden Auges für noch mehr Tote, Verwundete, Traumatisierte und Flüchtende sorgen wollen, dann bitte ich alle, die sich diesem unmenschlichen Diktat der Militaristen auf dem politischen wie auf dem industriell-militärischen Parkett bewegen, ihre Interessen vor Ort Auge in Auge mit dem Gegner selbst verteidigen. Oder stellt Euch der Verantwortung für den Frieden, der noch nie in der Geschichte der Menschheit mit Waffen erreicht wurde.

„Die Waffen nieder! – sag’s vielen – vielen“, so die letzten Worte der ersten weiblichen Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner kurz vor Ausbruch des 1. Weltkriegs (https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Waffen_nieder!).

Nicht unser Kulturkreis

Der Krieg in der Ukraine gegen die Ausbreitung der NATO an die Grenzen Russlands (https://de.wikipedia.org/wiki/Zwei-plus-Vier-Vertrag und https://de.wikipedia.org/wiki/NATO-Osterweiterung), wie es u. a. in der Begründung für den Einmarsch der russischen Truppen ins Nachbarland heißt, sorgte wie der Bürgerkrieg in Syrien seit 2011 (https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerkrieg_in_Syrien_seit_2011) für eine große Welle von Flüchtenden. Doch während infolge der ersten großen Fluchtaktion 2015 nach kurzer Zeit eine große Skepsis gegenüber den Menschen aus den Gebieten, die von Krieg, Gewalt, Armut, Hunger oder Klimakatastrophen betroffen waren, aufkam, ist die emotionale Sympathie mit den Menschen, die aus der Ukraine kommen, bis heute scheinbar ungebrochen hoch. Während damals bis heute Flüchtlingsunterkünfte und direkt Menschen aus den Gebieten des Nahen Ostens oder Afrikas angegriffen wurden und werden, kommt es bei den Menschen aus der Ukraine nicht zu solchen Auswüchsen. Ganz anders sogar: diese Menschen haben im deutschen Sozialsystem als Geflüchtete eine Sonderstellung (z. B.: https://www.arbeitsagentur.de/ukraine). Schon läuft an den Stammtischen die Begründung für diese Form der unmenschlichen Unterscheidung zwischen Menschen in Not: „Die Ukrainer:innen kommen schließlich aus unserem Kulturkreis.“ Wie absurd ist das denn? Bis zu den Aufständen um den Maidan (https://de.wikipedia.org/wiki/Euromaidan) und zur Annexion der Krim durch Russland hatte zumindest ein Großteil der deutschen Bevölkerung nicht einmal gewusst, wo die Ukraine liegt. Das behaupte ich jetzt einmal. Und jetzt gehören diese Menschen im Gegensatz zu den Flüchtenden aus der sogenannten Dritten Welt zu unserem Kulturkreis?

Klebrige Angelegenheit

Während schweres Militärgerät zu Lande, Luft und im Wasser sich seinen totbringenden Weg in vielen Krisenherden der Welt bahnt (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_andauernden_Kriege_und_bewaffneten_Konflikte) bahnt, wird die Lebensgrundlage der Menschen nicht nur durch die Geschosse, sondern auch durch die maßlose Ressourcenverschwendung immer weiter vernichtet. Es konterkariert die Bemühungen der Staatengemeinschaft auf der COP21, dem Pariser Umweltgipfel von 2015. „Das Übereinkommen von Paris (französisch Accord de Paris, englisch Paris Agreement) ist ein völkerrechtlicher Vertrag, den 195 Vertragsparteien anlässlich der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) mit dem Ziel des Klimaschutzes in Nachfolge des Kyoto-Protokolls geschlossen haben.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cbereinkommen_von_Paris) Dieses Übereinkommen, dass u. a. auch von der Deutschen Bundesregierung unterzeichnet wurde, sollte die Grundlage für die Zeitenwende in der Rettung der Menschheit vor der Klimakatastrophe sein. Doch geschehen ist nicht viel. So sorgt die Unfähigkeit des Westens zu einer friedlichen Lösung im Ukrainekrieg für ein Zurückrudern in der Klimapolitik durch eine Regierung, an der sogar die Grünen als ehemalige Vorreiter von Frieden und Umweltschutz beteiligt sind. Kein Ausstieg aus der Atomenergie (den gab es gar nicht, weil man weiterhin Atomstrom aus Frankreich einkaufen wollte, wenn es nicht dort technischen Probleme mit den alten Meilern gegebene hätte). Kein Ausstieg aus der Kohleverstromung. Kein Tempolimit auf deutschen Autobahnen. Keine Verlängerung der Förderung von alternativen Energieformen … Die Cop27 in diesem vergehenden Jahr 22 brachte auch nicht die Erfolge, die diese Welt benötigt, um als einziger bewohnbarer Planet in diesem Universum weiterhin 8 Milliarden Menschen ein Zuhause zu sein.

Und weil das so ist, dass sich die Lenker dieser Welt nicht auf die Maximalstandards im Klimaschutz einigen wollen, ohne sich nach den Wünschen der Menschen nach Leben zu richten, haben sich besonders junge Menschen zu radikalen Formen der Notwehr entschlossen. Die Aktivist:innen der Letzten Generation (https://de.wikipedia.org/wiki/Letzte_Generation) wollen mit zivilem Ungehorsam auf die Einhaltung der unterzeichneten Verträge von Paris und auf die Ziele in den Koalitionsverträgen aufmerksam machen. Sie gefährden mit ihren Aktionen nicht das Leben anderer, sondern bringen sich nur selbst in Gefahr. Sie besetzen wichtige Verkehrsknotenpunkte, kleben sich an Straßen an, stören den Flugverkehr, beschmutzen geschützte Kunstwerke mit Lebensmitteln. Dafür werden sie, aufgehetzt von Politiker:innen und den Medien von vermeintlich links bis ganz rechts, getreten, geschlagen, von den Straßen gezerrt oder in „Präventivhaft“ genommen (https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/letzte-generation-vorbeugehaft-fuer-klimaaktivist-innen). Die Aktivist:innen der Letzten Generation werden bereits als „Klima-RAF“ bezeichnet (https://taz.de/Ex-RAFler-ueber-Letzte-Generation/!5891843/). Man habe mit den Aktionen eine „Grenze überschritten“ (https://www.deutschlandfunk.de/letzte-generation-neue-blockaden-interview-herbert-reul-innenminister-nrw-dlf-4efb5675-100.html). All diese Argumentationen gegen die Klimaaktivist:innen haben nur ein Ziel: Man solle nicht an den Grundfesten der Wirtschaftsautokratie des Westens rütteln. Zu schnell sind die Argumente der Umweltschützer:innen – wie auch schon in den Anfangsjahren der Grünen – bei der Systemfrage. Das die Welt beherrschende Gesellschaftssystem ist nicht in der Lage, die drängendsten Fragen der Menschheit zu lösen, weil eine Minderheit es geschafft hat, dem Rest der Welt weiß zu machen, dass nur das Kapital für Fortschritt auf diesem Planeten sorgt (https://www.leuchtturmleuchten.de/politik/klimakiller-reichtum-ein-milliardaer-verursacht-so-viel-treibhausgase-wie-eine-million-menschen-pressemitteilung-oxfam/). So viele Menschen schielen auf diese vermeintlich erfolgreiche Gruppe von Scharlatanen.

Und deshalb wird eine Mehrheit weiterhin in Skigebiete ohne richtigen Schnee fahren, um sich auf klimaschädlich produziertem Kunstschnee die Kante zu geben. Und deshalb wollen sie weiterhin in jeden Zipfel der Welt zum Relaxen fliegen. Und deshalb wird die Heizung weiterhin auf Anschlag aufgedreht. Und deshalb sollen uns doch diese „Klima-Terroristen“ gefälligst in Ruhe in den nahen Klima Tod ziehen lassen.

Wer, wenn nicht wir

Passend zu diesem Mehrheitsthema hat sich in der Gesellschaft eine Tendenz verbreitet, die uns aufhorchen lassen sollte. Dieser Trend wurde besonders durch die Coronapandemie zutage gebracht. Nicht nur die Minderheit der Wohlhabenden, die in der Pandemie auf keine Annehmlichkeiten auf ihren abgeschotteten Grundstücken trotz Lockdown verzichten mussten, haben uns gezeigt, dass wir immer mehr von einer laut schreienden Minderheit beherrscht werden. Seien es die Coronaleugner, die es immer wieder in die Schlagzeilen schafften und die Regierung zu absurden Lockerungen der wichtigen Coronabeschränkungen zwangen. Seien es die rechtsradikalen Aufmärsche, die von Aktivist:innen immer wieder erfolgreich aufgehalten werden konnten, aber zu einem Aufleben der Hufeisen-Theorie zwischen Rechts und Links führte und die besorgten Bürger:innen von den eigentlichen Problemen ablenkten. Oder seien es Menschen, die sich nicht an Regeln halten wollen und andere durch ihre Regelverletzungen in Schwierigkeiten bringen: Rotfahrer, Rotfußgänger, leinenlose Hundebesitzer, Zigarettenkippen auf den Straßen, Handy am Lenkrad …

Zum Schluss

… da wird der Rest der Insel Rügen spielerisch verkauft. „Monopoly Rügen“. Muss man mehr dazu schreiben, wie perfide dieses aktuelle und die Welt beherrschende Gesellschaftssystem ist? NEIN.

Und was bleibt uns?

„Es gibt bereits alle guten Vorsätze, wir brauchen sie nur anzuwenden.“ Blaise Pascal