Blogger Heinrich Schmitz darf nicht vor der schweigenden Masse kapitulieren

Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten, verteilt am 11.08.2015 via Twitter @CRDNN
Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten, verteilt am 11.08.2015 via Twitter @CRDNN

… und ich bleibe dabei, wie ich es in einem Tweet an den Chefradakteur der Dresdner Neuesten Nachrichten Dirk Birgel schrieb: „@CRDNN Ich sehe die Verantwortung bei den Medien, Politik, Bildung, Elternhaus als gemeinsames Versäumnis – drastische Äußerungen bringen nichts“. Er hatte nebenstehenden Brief erhalten und mir geantwortet, das dies eher das „Ergebnis von Zuspätgekommen als Hirn verteilt wurde“ sei.

Wenn ich den heutigen Beitrag über den Blogger Heinrich Schmitz lese, glaube ich, dass die Leute, die sich so etwas ausdenken, sehr wohl sehr viel Gripps im Kopf haben. Denn sie wissen sehr wohl, was sie tun. Das ist eine Maschinerie von Hass und Gewalt, die sich schleichend und immer offener ihren Weg in eine breiter werden Öffentlichkeit bahnt. Es ist sicherlich unerträglich, wenn man gegen diesen offenen Rassismus und die große schweigende Masse keine rechtsstaatlichen Mittel mehr zur Verfügung hat, um Schlimmeres zu verhindern.

Wir konnte sich das Ganze so entwickeln?

181 Todesopfer durch rechte Gewalt in Deutschland zählt die in Berlin ansässige Amadeu-Antonio-Stiftung für die Zeit von 1990 bis 2011. Und sie schreiben weiter: Die Zahl der „Gewalttaten mit rechtsextremistisch motiviertem Hintergrund“ im Jahr 2014 ist nach Angaben des Innenministeriums um 23,6 Prozent auf insgesamt 990 Taten angestiegen. Das ist die höchste Zahl an Delikten seit 2008 (Quelle: http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/aktuelles/2015/pressemitteilung-verfassungsschutzbericht-2014).

Die Journalisten-Vertretung DJU warnt vor einem Anwachsen rechter Gewalt gegen Journalisten. „Mit großer Sorge beobachtet Ulrich Janßen, Vorsitzender der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di, die weitere Eskalation rechter Gewalt gegen Pressevertreterinnen und -vertreter in Nordrhein-Westfalen. Dort hatten Neonazis erneut Todesdrohungen gegen Andersdenkende ausgesprochen und Journalisten aus Dortmund über Twitter und facebook Todesanzeigen mit ihrem Namen geschickt“ (Quelle: http://dju-nrw.verdi.de/++co++70227be0-acb0-11e4-add3-525400a933ef).

Gut- und WutBürger im Schlepptau von PEGIDA trauen sich endlich ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrzunehmen. Sie marodieren mit Hasstiraden gegen Menschen, die aufklären wollen, ungehindert durch die Straßen dieser Republik. Sie werfen Scheiben von Abgeordnetenbüros und Redaktionen ein. Sie bedrohen Menschen mit ihren Klarnamen Menschen via Sozialer Netzwerke. Und sie denunzieren Menschen wie Heinrich Schmitz, um ihn mundtot zu machen.

Wir kann es sein, dass es hier so wenige Ankläger gibt, die sich mehr dem Recht, als ihrer Brieftasche und ihrem eignen Heim verpflichtet sehen. Wo sitzen in diesen Zeiten Staatsanwälte und Polizei, um sich der Situation in diesem Rechtsstaat zu stellen.

Ich bewundere Menschen wie Heinrich Schmitz, der unermüdlich gegen den neuen Terror von Rechts geschrieben hat und die Machenschaften der Deutschen Saubermänner aufdeckte. Es ist verständlich, dass er sich zurückzieht. Rückenhalt hat er wohl nicht in der schweigenden Massen ohne Rückgrat.

Aber, es gibt einen kleinen Funken Hoffnung. Wie viele junge Menschen ich seit Dezember letzten Jahres auf den Straßen gesehen habe, die sich bunt und mit voller Energie gegen den aufkommenden Neofaschismus in den Köpfen der kleinbürgerlichen Masse stellten, das macht Mut. Sie hatten sogar die Kraft, sich gegen radikale Kräfte in den eigenen Reihen zu stellen, in dem sie einen Schritt vortraten und konkret in Hilfsprojekten anpackten. Projekte wie http://ichhelfe.jetzt sind Lichtpunkte und sie helfen nicht nur den betroffenen Neuankömmlingen, sondern auch dem Ansehen dieser öffentlich beschädigten Republik.

Ich schließe mich dem Aufruf an, Heinrich Schmitz solidarisch zu unterstützen. Vielleicht kommen ganz viele Menschen zusammen, so dass der Blogger gegen Rechts sieht, dass sein Schreiben nicht umsonst war.

Twitter: @SchmitzHeinrich
Web: http://www.theeuropean.de/heinrich-schmitz
Facebook: https://www.facebook.com/heinrich.schmitz

Leipziger Volkszeitung vom 12.08.2015, Seite 3
Leipziger Volkszeitung vom 12.08.2015, Seite 3