Nächstenliebe im Fokus – Medien müssen den Propagandaschalter umlegen

Hinsichtlich der Sensationsberichterstattung ist dies meine eindringliche Forderung an die Kolleginnen und Kollegen. Diejenigen, die verbal und physisch Steine auf die Neuankömmlinge und ihre Helfer werfen, werden bestärkt durch die undifferenzierte Medienpropaganda gegen helfende Hände – vor Ort als direkte Helfer in der Zeltstadt, an den Zäune als menschliche Schutzschilde gegen Wurfgeschosse oder auf der Straße gegen die neuen Volksverhetzer. Sie hätten mit der Katastrophenstimmung in Lagern gerechnet, weil man die Fremden ja kenne – aus den Medien wohlgemerkt und nicht vom eigenen Erleben im freundlichen Zusammentreffen.

Berichte wie der Hintergrund auf Deutschlandradio vom 08.08.2015 oder das Interview des MDR mit dem Pressesprecher des DRK Sachsen Kai Kranich oder der Kommentar von Anja Reschke in den Tagesthemen vom 5. August 2015 zur Hetze gegen Flüchtlinge oder der Beitrag über die Dresdner Familie in der Sächsischen Zeitung sind wichtige Signale, die positive Beispiele in den Fokus rücken.

Wenn die stumme Masse in der Mitte und am Rande von Pegida und Legida begreift, dass sie keine Basis in der Bevölkerung hat und die Menschen hier gern bereit sind, Nächstenliebe im christlichen Abendland zu spenden (Ein Freund postete heute die Definition von Nächstenliebe aus dem Duden: „… innere Einstellung, aus der heraus jmd. bereit ist, seinen Mitmenschen zu helfen, Opfer für sie zu bringen.“), dann würde der rassistische Hass auf die Neuankömmlinge schneller verschwinden. Es wird dann immer noch genug geben, die über den deutsche Gartenzaun herüber die eigene Scholle mit allen Mitteln gegen Fremde verteidigen werden.

Doch wenn die Umfragen stimmen sollten, dann stehen 70 Prozent der Menschen in Deutschland mit einem Stück Nächstenliebe bereit, um zu helfen. Sie müssen nur wissen wo und wann und wie. Es sollte die Aufgabe der Medien sein, darüber zu informieren und die Willigen positiv einzustimmen, Unschlüssige zu motivieren und den Ablehnenden die gelbe Karte zu zeigen. Sollte es jedoch nicht stimmen, dass wir, die Flüchtlingen helfen wollen, in der Mehrzahl sind, dann sollten wir erst recht alles dafür tun, dass die Menschen wieder klar im Kopf sind und ihre Menschlichkeit und Nächstenliebe für sich und die Fremden entdecken. Und dabei sollten die Medien im verantwortungsvollen Umgang mit Informationen hilfreich sein.

Kommentar von Anja Reschke in den Tagesthemen vom 5. August zur Hetze gegen Flüchtlinge: