Die Bahn macht mobil – auch nachts

Nächtliche Unruhestifter unterwegs im Leipziger Osten für eine bessere Bahnverbindung.
Nächtliche Unruhestifter unterwegs im Leipziger Osten für eine bessere Bahnverbindung.

23:35 Uhr. Durch die Nacht bricht sich ohrenbetäubender Lärm über die Dächer von Sellerhausen-Stünz, Anger-Crottendorf und Reudnitz-Thonberg. Seitdem die einbrechende Dunkelheit besonders den Gehörsinn schärft, sind die undefinierbaren Geräusche im lauen Sommerabend deutlicher zu vernehmen. Schlaf. Nicht möglich. Besonders in den oberen Stockwerken der betroffenen Wohngebiete des Leipziger Ostens brennt bis nach Mitternacht das Licht.

Woher kommt der Lärm? Vor Ort an einer Baustelle an den Bahngleisen oberhalb der Zweinauendorfer Straße wird die Ursache im grellen Scheinwerferlicht riesiger Baumaschinen deutlich. Key Krämer, Projektleiter der DB Netz AG, kommt mit seinem Motorrad gerade von einem anderen Einsatzort der sich in Bau befindlichen Bahnstrecke. Freundlich und unaufgeregt erklärt er, dass es sich um wichtige Arbeiten an den Bahngleisen und Brückenbauwerken handle, die an einen engen Terminplan gebunden sind. „Über diese Bahnstrecke führt der Güterverkehr und die S-Bahn. Die Brücken, die wir sanieren müssen, sind teilweise über 100 Jahre alt.“ So die Begründung für die Bauarbeiten. Und die engen Baufenster, die die Deutsche Bahn gerade im Innenstadtbereich erhalten hat, zwingen zu einem durchgängigen Arbeiten. „Unser Baufenster begann heute Morgen um 5:00 Uhr und wird noch bis zum 26. August dauern“, erklärt Projektleiter Krämer kurz vor Null Uhr.

„Wir haben Anwohnerinformationen zwei Wochen vor Baubeginn im Umkreis von 200 Metern um die Baubereiche verteilt“, so Krämer weiter. „Das scheint nicht auszureichen. Daher sind wir über die Kritik dankbar, um nachzusteuern.“ Und er erläutert, dass es für Härtefälle, wie beispielsweise Familien mit kleinen Kindern, besondere Unterstützung für die Zeit der Baumaßnahmen gebe. Er betont zudem, dass die Deutsche Bahn rechtzeitig über die Planfeststellungsverfahren schon 2017 versucht hat, die Bürgerinnen und Bürger aktiv in die erforderlichen Bauarbeiten einzubinden. „Aber, wir haben eben nicht jeden bislang erreicht“, resümiert Krämer. Dann kann es schon passieren, dass wir an solchen Abenden wie heute oder am kommenden Wochenende, die Anwohnerinnen und Anwohner mit Lärmbelästigungen zu tun haben werden.

Eines gibt Projektleiter Krämer noch zu bedenken: „Wenn Planfeststellungsverfahren ausgeschrieben werden, dann sollte man sich gerade in räumlicher Nähe zur Baumaßnahme angesprochen fühlen. Und sei es, dass man die Informationen erhält, wann diese durchgeführt werden und mit welchem Ergebnis.“ Die temporären Einschränkungen könne man eventuell mit mehr Verständnis annehmen, wenn am Ende spürbare Verbesserungen erlebbar seien, wie im konkreten Fall sicherere Brückenkonstruktionen oder 2,3 Kilometer Schallschutzwände.

Und, soweit meine Erfahrung, es schützt vor nächtlicher Mobilität auf der Suche nach der Lärmursache.

Weitere Informationen für die betroffenen Gebiete sind auf der folgenden Seite zu finden:
https://bauprojekte.deutschebahn.com/p/engelsdorf-stoetteritz