KRIEG Stell dir vor, er wäre hier …

Es ist erschreckend, wie viele Menschen unverstanden ihrer Angst vor dem Fremden wieder Ausdruck verliehen haben: Dresden, 15.12.2014, ca. 15.000 Demonstranten gegen eine „Islamisierung des Abendlandes“!

Diese Angst, geschürt in jahrelanger Aufbauarbeit durch Politik und Medien mit Negativberichten über die „Islamistische Bedrohung“ besonders seit 911.

Da fanden die neuen Kreuzritter wieder viele neue Knappen und Gefolgsleute. Und wenn ihr kleinbürgerlicher Frieden ihnen nicht so heilig wäre, dann hätten sie schon vor Jahren hinterm Schutzschild von Bundeswehr, US-Army und den anderen Truppen der ISAF das Land am Hindukusch sowie zwischen Euphrat und Tigris erobert. Und wenn sie dabei gleich etwas südlicher das Heilige Land mit aufgemischt hätten. Dann könnte jetzt Ruhe vor einer drohenden Übervölkerung mit Turban- und Kopftuchträgern einziehen. Müssten wir uns nicht finanziell, materiell und räumlich um die Flüchtlinge scheren, die ihre regionalen Konflikte nicht in den Griff bekommen.

Doch weder ist es so einfach mit der Schelte gegen den demonstrierenden Kleingeist, noch mit der Konfliktlage im Nahen und Fernen Osten, in Afrika, Südostasien oder wo auch immer Not und Elend herrschen.

Zumal Europa selbst genug sozialen Sprengstoff liefert, der nationalistischen Stimmungen Vorschub leistet.  Wir brauchen nur in Armutsgebiete östlich der bundesdeutschen Grenzen schauen.

Uns geht es verhältnismäßig gut hier, in unserem Land. Wir können unsere Grundbedürfnisse nach Essen, Trinken, einem Dach über dem Kopf und einer mittelmäßigen medizinischen Versorgung bis ins hohe Alter relativ sicher stillen. Natürlich schwebt über uns das Schwert der sozialen Unsicherheit. Niemand aus der Politik kann einen Garantieschein für ein stetig schönes Leben ohne Sorgen ausschreiben. Mag man hier noch so fleißig sein. Das rettete beispielsweise nicht die Bochumer Opelaner oder die ehemaligen NOKIA-Belegschaft in gleichem Städtchen. Plauz sitzen sie auf der Straße und müssen zusehen, wie Politik und Management ihr Erarbeitetes untereinander  aufteilen. Wartet nur in Bochum oder wo immer ihr guten und fleißigen Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, wenn ihr den Anschluss auf dem Arbeitsmarkt verpasst, dann seid ihr schnell die Arbeitsunwilligen, die anderen auf dem sozialen Portmonee sitzen. Dann seid ihr schnell am Rande der Gesellschaft. Eines ist zumindest in Deutschland sicher: Mit Hartz IV und derart gleichen scheinsozialen Federkissen kann man sich weiterhin seinen Full-HD Fernseher, Kühlschrank und Waschmaschine, Zigaretten und Alkohol leisten. Man muss nur wissen, wie es geht.

Na, sind da nicht schon wieder Klischees von mir benannt worden gegenüber einer Gruppe von Menschen die nicht vor all zu kurzer Zeit durch Gelb/Blau stigmatisiert wurde? Schade eigentlich, dass die liberale Truppe nicht mehr mitmischt. Wir hätten noch das alte Feindbild der Sozialschmarozer aus dem eigenen Land auf dem TV-Schirm. Denn eines waren die Liberalen bei weitem nicht: Ausländerfeindlich. Das muss man den Neokapitalismusjüngern zugestehen.

Jetzt, wo zwei Farben weniger der Politikalltag bestimmen ist es nicht mehr so farbenfroh im Buntesländle. Es umnachtet uns eine leicht braune Mixtur. Gezielt wurde politisch und dem Gehorsam folgend medial Jagd auf den Fremden gemacht, der die letzte sozialen Strohhalme von Ost- und West-Mittelschicht gefährdet. Doch wer ist diese Mittelschicht? Etwa das Mittelmaß unseres Volkes, geprägt durch mittelmäßige Bildung, einen Berufsabschluss nach Arbeitsplatzlage der jeweiligen Zeit, Freizeitaktivitäten zwischen Privatfernsehen und Stammtisch mit trendabhängigen Sporteinlagen, dem PKW deutschen Herstellerblutes vor der Tür oder  möglichst in der Garage … Und wer sind die Unternehmer, die sich bedroht fühlen? Sind es die, die letztlich unkonzeptionell auf den großen Auftrag warten, um einmal das große Geld machen zu können und während sie darauf warten, Zeit genug haben, um dem Fremden die Schuld für die selbst verursachte Miserere geben zu können?

Es sind mir zu viele, die behaupten persönliche Negativerfahrungen mit den Zuwanderern gemacht zu haben. Zu viele, die durch Hörensagen sich ein braun eingefärbtes Bild von den Ausländern machen. Gefährlich viele, die von ihrer Couch aufgestanden sind, weil sie niemand anderen gefunden haben, gegen den sie ihrer Ohnmacht über ihre eigene Lebenslangeweile herausbrüllen können. Mir wurde regelrecht schlecht, als ich die ungeschnittenen Meinungsäußerungen der Pegida-Mitläufer von ARD-Panorama (mit Ausnahme des wirklich dummen RTL-Reporter-Fakes) mir ähnlich einer selbst auferlegten Folter angesehen hatte. Aus welchen dunklen Schubladen holen die Menschen ihre vermeintlichen Argumente gegen die Pauschalgruppe Ausländer heraus. Vieles hört sich wie vergekauter oder schon ein Mal gegessener Seelenschmalz an.

Doch trotz der vielen Parallelen zur Situation zwischen den zwei deutschen Jahrhundertverbrechen aus dem vergangenen Jahrtausend sollten wir die Sorgen der Menschen wahrnehmen. Alles andere endet wieder im Massenmord – ob mit einem toten Mosambikaner oder vielen Millionen Vergasten! Gebt Obacht und versucht zu verstehen, warum die Menschen sich gerade jetzt wieder zusammenrotten, um gegen das Fremde aufzubegehren! Versorgt die Menschen mit Bildung, um ihre Wissenslücken über die Ursachen von zwei vom deutschen Mob angezettelten Kriegen aufzufüllen! Deckt Halbwahrheiten in der Medienlandschaft auf! Und entscheidet Euch bei Wahlen für Gruppierungen, die nicht zu erst schießen und dann mit vermeintlicher Aufbauhilfe fürs eigene Unternehmertum die Kassen klingeln lassen! Helft den Mitläufern bei Pegida und Co einen richtigen Weg zu finden bei ihren montäglichen Abendspaziergängen in dem ihr sie ins Museum oder die Bibliothek begleitet. Öffnet für Nachtwandler Lesecafés oder Szenekinos. Mischt Euch unter sie und singt mit ihnen Lieder, die von der Schönheit des Lebens berichten. Es gibt so Vieles, was wir wirklich mit so vielen Menschen positiv bewegen können mit und an der Seite von den Menschen, die eigentlich nur in Frieden in ihrem Zuhause leben wollen. Denn wenn wir uns nicht unser Wohlstandsgefüge auf Kosten von der Herkunftsgebiete der Flüchtlinge schon vor Jahrhunderten aufgebaut hätten, würden wir vielleicht vor deren Haustüren stehen und um Aufnahme bitten: Janne Teller „KRIEG Stell dir vor, er wäre hier“