Die „moderne“ Fünfkämpferin Annika Schleu scheitert beim Olympischen Finale in Tokio im letzten Wettkampf: dem Springreiten. Das zugeloste Pferd streikt. Es ist nicht mit Peitschenhieben zu überzeugen, die für Gold notwendige Leistung zu erbringen. Die Bundestrainerin Kim Raisner boxt das Pferd und ruft die „Sportlerin“ – deutlich hörbar im Fernsehen– zur Prügelstrafe gegenüber dem Pferd auf: „Hau mal richtig drauf! Hau drauf!“ Das Pferd gibt nicht nach und Annika Schleu verliert alle ihre Medaillenhoffnungen. Nachdenken über den Sport mit Tieren?1 Nein, sondern Nachdenken über den Verlust von Ruhm und Ehre auf dem Treppchen des sportlichen Olymps.
Sind letztlich die ganzen verkommerzialisierten Olympischen Spiele nicht ein unwürdiges Trauerspiel, ein moderner Gladiatorenkampf um künftige Sponsorenverträge, ordentlich satte Siegprämien, öffentliche Anerkennung … Hat sich Olympia nicht in den letzten Jahren vom sportlichen Geist hin zu immer volleren Geldbörsen entwickelt? Wird unter anderem ein vierter Platz nicht als eine sportliche Leistung gefeiert 2? Zählt nicht mehr die Teilnahme an diesem früher wichtigsten sportlichen Höhepunkt der Sportwelt? Werden durch Neubauten für Olympia natürliche Ressourcen angegriffen und nach Olympia verfallen diese Anlagen größtenteils? Weil diese Fragen im Raum stehen – übrigens auch für Welt- und Kontinentalmeisterschaften -, werden Pferde geschlagen oder zu unnatürlichen Handlungen gezwungen. Genauso werden Sportler:innen gezwungen, sich zu dopen, um den Erwartungen von Trainern, Sponsoren und Publikum zu entsprechen. Dann schreit schon mal eine Trainerin „Hau mal richtig drauf …“ oder ein Radsporttrainer „Hol die Kameltreiber …“. Da bestehen doch Zusammenhänge.
Photo by Ryunosuke Kikuno on Unsplash