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Neonazi

Auf der Querdenken-Demo am 7. November 2020 waren sehr viele Nazis. Eine Abgrenzung durch die Veranstalter nicht statt. Auf dem rechten Auge blind. © schwarwel www.schwarwel.de

Corona VII – Querdenker und die gestohlene Revolution – Nachdenken in 3 Akten

10. November 2020 Michael Lindner 0

7. November: ein sehr schwarzer Novembertag bei strahlendem Sonnenschein. Dieser Tag hat bei mir ein sehr mulmiges Gefühl hinterlassen. Und auch Tage später muss ich […]

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    Die Bundesregierung hat sich durchsetzen können: Lockdown verlängern bis zum 7 März. Die Lage in der Covid-19-Pandemie ist trotz sinkender Infektionszahlen immer noch nicht entspannt. […]

  • Der Stolperstein für Erich Köhn. 31.01.2021

    Rosen für einen Stolperstein

    Stolpersteine erinnern an Menschen, die sich gegen den Faschismus gestellt haben und ermordet wurden. Ein Strauß roter Rosen an der Messingtafel von Erich Köhn in Leipzig Lindenau wollte an ein Schicksal erinnern. An einem Sonntag. Bei schönster Wintersonne. Im Frieden.

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    Corona VIII – Grundsicherung für Soloselbständige kommt für Clara nicht in Frage

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  • Auf der Querdenken-Demo am 7. November 2020 waren sehr viele Nazis. Eine Abgrenzung durch die Veranstalter nicht statt. Auf dem rechten Auge blind. © schwarwel www.schwarwel.de

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Schweizer Volksabstimmung: Vermummungsverbot in der Pandemie?
7 March 2021
Schweizer Volksabstimmung: Vermummungsverbot in der Pandemie?
Ein rechtskonservativer Schweizer Verein will bei der heutigen Volksabstimmung ein Vermummungsverbot durchsetzen. Die Regierung findet das unsinnig - die Ansichten der Bürger sind weniger eindeutig. Von Dietrich Karl Mäurer.
Aly al-Baroodi: Der Dokumentar der Zerstörung
7 March 2021
Aly al-Baroodi: Der Dokumentar der Zerstörung
Mossul war einst ein Schmelztiegel der Religionsgruppen - bis 2014 der IS dort einfiel. Alle Minderheiten wurden vertrieben oder umgebracht. Jetzt besucht Papst Franziskus die Stadt. Vorher hat Björn Blaschke dort einen Aktivisten getroffen.
Illegaler Welpenhandel: Das brutale Geschäft mit dem Hundeblick
7 March 2021
Illegaler Welpenhandel: Das brutale Geschäft mit dem Hundeblick
Das Geschäft mit Welpen boomt - vor allem in der Corona-Krise. Viele Hunde stammen aus illegalen Zuchtstationen in Bulgarien oder Serbien. Ein brutales Geschäft, das viele Tiere nicht überleben. Christian Limpert.
Liveblog: ++ Dreyer kritisiert Spahns Teststrategie ++
7 March 2021
Liveblog: ++ Dreyer kritisiert Spahns Teststrategie ++
SPD-Ministerpräsidentin Dreyer kritisiert die Teststrategie von Gesundheitsminister Spahn. CSU-Politiker Manfred Weber verteidigt den Exportstopp für Impfstoffe. Alle Entwicklungen im Liveblog.
Schulöffnung in England: Johnson lobt "nationale Kraftanstrengung"
7 March 2021
Schulöffnung in England: Johnson lobt "nationale Kraftanstrengung"
An diesem Montag öffnen in England alle Schulen nach rund zwei Monaten Lockdown wieder die Türen. Premierminister Johnson hat die "nationale Kraftanstrengung" gelobt, die zu den Schritt möglich gemacht habe.
Na endlich – Der HC Leipzig entscheidet das zweite Sachsenderby des Jahres 2021 für sich
6 March 2021 - Pressemeldung

Mit einem 22:27 Auswärtserfolg kehren die jungen Damen des HC Leipzig vom Sachsenderby aus dem Bienenstock des HC Rödertal zurück in die heimischen Gefilde der Messestadt Leipzig. Ein unerwarteter aber am Ende gerechter (5 Tore Vorsprung) Sieg des HC Leipzig über den HC Rödertal beendet eine Negativserie von 6 Niederlagen in Folge sowie einem Unentschieden am vergangenen Wochenende.

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Eiffelturm als Symbol für die Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens an Oberbürgermeister Jung übergeben
6 March 2021 - Pressemeldung

Mit unzähligen gemalten oder gebastelten Eiffeltürmen haben Klimaschützer/-innen in vielen Teilen der Stadt heute am #Eiffelturmtag teilgenommen und unter dem Hashtag #Eiffelturmtag zahlreiche Fotos in den sozialen Medien gepostet. Zu der Aktion hatte das Bündnis „Leipzig fürs Klima“ aufgerufen. Damit wollten die Klimaaktivist/-innen vor den morgigen Beschlüssen des Finanzausschusses zum Haushalt 2021/22 die Stadtverwaltung zur Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens anmahnen.

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Internationaler Frauentag – „weiblich, sportlich, gleichberechtigt“
6 March 2021 - Pressemeldung

Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März 2021 stehen Frauen im Sport im Fokus. Unter dem Motto „weiblich, sportlich, gleichberechtigt“ diskutiert Gleichstellungministerin Katja Meier mit drei renommierten Frauen über Geschlechtergerechtigkeit im Sport: Dr. Petra Tzschoppe, Vizepräsidentin Frauen und Gleichstellung beim Deutschen Olympischen Sportbund, Martina Voss-Tecklenburg, Bundestrainerin der deutschen Frauen-Fußball-Nationalmannschaft, und Christina Schwanitz, ehemalige Welt- und Europameisterin im Kugelstoßen.

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Polizeibericht 6. März: Polizeiaußenstelle beschmiert, Auto angezündet, Brand in Mehrfamilienhaus
6 March 2021 - Pressemeldung

Vergangene Nacht kam es zu einem Brand in einem Mehrfamilienhaus+++Am Morgen bemerkte eine Angestellte, dass in die Räume einer Ergotherapie in einem Altenpflegeheim eingebrochen wurde.+++Durch Unbekannte wurde vergangene Nacht ein Pkw Seat Leon in Brand gesetzt.

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Coronavirus Landkreis Leipzig: 10.626 bestätigte Fälle (Stand 6. März 2021)
6 March 2021 - Pressemeldung

Die Zahl der Infektionen beträgt 10.626 (+ 18 zum Vortag). Gezählt werden fortlaufend alle Infektionen, die seit Anfang März 2020 im Kreisgebiet nachgewiesen wurden. Bislang wurden im Landkreis Leipzig 256 (+ 10) Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus bekannt. Entscheidend hierfür sind die Angaben auf dem Totenschein.

Der Beitrag Coronavirus Landkreis Leipzig: 10.626 bestätigte Fälle (Stand 6. März 2021) erschien zuerst auf Nachrichten aus Leipzig - Leipziger Zeitung.

Bericht aus dem Landesvorstand vom 05.03.2021
5 March 2021 - DIE LINKE. Sachsen
In Anwesenheit der ehemaligen, langjährigen Parteivorsitzenden Katja Kipping wertete der Landesvorstand den zurückliegenden Bundesparteitag aus. Lob fand die technische Umsetzung, die weitgehend reibungslos und vor allem mit echter Beteiligung der Delegierten sehr gut funktioniert hat. Positiv wurde auch bewertet, dass alle fünf sächsische Kandidat:innen (Max Becker, Stefan Hartmann, Kerstin Köditz, Sime Luedtke & Axel Troost) weiterlesen "Bericht aus dem Landesvorstand vom 05.03.2021"
Nächster Jour Fixe am 12. März 2021
5 March 2021 - DIE LINKE. Sachsen
An diesem (festen) Tag wollen wir uns wieder 17:00 online treffen. Die Einladung erfolgt zunächst wieder über die bisherige Adressliste. Für diejenigen, die darüber hinaus teilnehmen möchte, stellen wir ab dem Vortag hier einen Link bereit. Außerdem gibt es eine Info über die E‑Mail-Adressen der Mitgliederliste. Am 08.03.21 ist Termin für die Beiträge zu unserem weiterlesen "Nächster Jour Fixe am 12. März 2021"
Für das Recht auf Existenz
2 March 2021 - DIE LINKE. Sachsen
Das BGE auch in Europa stark machen! Deshalb wurde die EBI Bedingungslose Grundeinkommen auf den Weg gebracht. Bis zum 25.12.2021 sind eine Million Unterschriften zu sammeln. Die 100.000er-Marke ist längst überschritten. Mehr dazu in der Erklärung der Organisatoren. Die LAG Bedinungsloses Grundeinkommen DIE LINKE.Sachsen ruft ihre Mitglieder dazu auf, die EBI mitzuunterzeichnen.
Endlich! Bundesparteitag beschließt Mitgliederentscheid zum BGE
2 March 2021 - DIE LINKE. Sachsen
Der Bundesparteitag der Partei DIE LINKE hat am 27.02.2021 beschlossen spätestens ein Jahr nach der kommenden Bundestagswahl einen Mitgliederentscheid zum Bedingungslosen Grundeinkommen durchzuführen. Wir freuen uns drauf! Darum geht´s:  Unser BGE! Du willst uns unterstützen?: Dann kommt in unsere LAG/BAG! Du willst für das BGE mitentscheiden?:  Dann werdet auch Mitglied unserer Partei!
Bundesparteitag: Signal des Aufbruchs, bereit für Politikwechsel
27 February 2021 - DIE LINKE. Sachsen
DIE LINKE hat ihren ersten Digitalen Bundesparteitag erfolgreich abgeschlossen. Die Premiere hat gut funktioniert und die sächsische LINKEN-Spitze sieht die Partei gut aufgestellt für die Bundestagswahl 2021. Am Freitag und Samstag traf sich DIE LINKE zur ihrem ersten Digitalparteitag. Dort nominierten die Delegierten auch einen neuen Parteivorstand inklusive zwei neuer Vorsitzender: Susanne Hennig-Wellsow und Janine weiterlesen "Bundesparteitag: Signal des Aufbruchs, bereit für Politikwechsel"
Opfer der Pandemie: Armut als Programm
5 March 2021
Bericht der Bundesregierung: Geringverdiener müssen Krisenlasten schultern. DGB und Sozialforscher kritisieren mangelnde Hilfe vom Staat.
Fotoarbeit: Eigene Sicht auf die Dinge
5 March 2021
Mit Genossenschaftshilfe zum digitalen jW-Bildarchiv.
LPG junge Welt eG: So werden Sie Mitglied in der jW-Genossenschaft
5 March 2021
Der Verlag 8. Mai, in dem die Tageszeitung junge Welt und die Kulturzeitschrift Melodie & Rhythmus erscheinen, gehört der Genossenschaft LPG junge Welt eG.
Kommentar: Digitaldroschken on Tour
5 March 2021
Wenn demnächst die »Digitaldroschken« nicht länger nur per Experimentierklausel kutschieren dürfen, sondern als »gleichberechtigte Marktteilnehmer«: Wie tief soll das Taxigewerbe dann noch sinken?
Porträt: Selbstbereicherer des Tages: Bundestagsabgeordnete [Online-Abo]
5 March 2021
Der CDU-Abgeordnete Nikolas Löbel soll eine Viertelmillion Euro eingestrichen haben, indem er Unternehmen anbot, ihnen gegen Provision Corona-Schutzmasken einer baden-württembergischen Firma zu vermitteln.
Venezuela weist absurdes Dekret der USA zurück, von dem es als „ungewöhnliche Bedrohung“ tituliert wird
5 March 2021 - Internationale Redaktion

Die Erklärung der diplomatischen Behörden Venezuelas erfolgt, nachdem Biden das Dekret gutgeheißen hat, demzufolge Venezuela eine Bedrohung für die nationale Sicherheit und die Außenpolitik Washingtons darstellt

Kuba und FAO künden neues Projekt zur Förderung der Nahrungsmittelautonomie an
5 March 2021 - José LLamos Camejo

Über 240 000 Bewohnern kommt dieses von der FAO und dem Grünen Klimafonds durchgeführten Projekt zugute

ALBA-TCP kündigt Schaffung einer Bank für Impfstoffe an
5 March 2021 - TELESUR

Die regionale Organisation beschloss ihre Anstrengungen auf die Errichtung einer Bank für Impfstoffe, Medikamente und Verbrauchsmaterialen zu richten, die auf den Prinzipien des gerechten Austauschs, der Komplementarität, der Integration und der Soliadrität begründet ist

Mit dem Ohr am Empfinden des Volkes
5 March 2021 - Yaima Puig Meneses

In einer Sitzung des Ministerrates unter Leitung des Präsidenten der Republik, Miguel Díaz-Canel Bermúdez, und des Ministerpräsidenten, Manuel Marrero Cruz, wurden die Umsetzung der Aufgabe Neuordnung, die Leistung der kubanischen Wirtschaft im Monat Januar und andere wichtige aktuelle kubanische Themen analysiert

Guantanamo führt klinische Phase-III-Studien des Abdala-Impfstoffs aus
4 March 2021 - José LLamos Camejo

Guantánamo bereitet sich zusammen mit Santiago de Cuba auf die Durchführung von klinischen Studien der Phase III für den Impfstoffkandidaten Abdala vor, einen der Impfstoffe, die Kuba entwickelt, um die Bevölkerung gegen COVID-19 zu immunisieren.

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Geschlechter | Pille für alle
6 March 2021 - Greta Linde
Geschlechter | Pille für alle
Für Frauen gibt es zig Verhütungsmittel, für Männer Kondome. Zwei Studentinnen wollen das ändern Pille für alle

Die Zeit ist reif für gleichberechtigten Sex, finden Jana Pfenning und Rita Maglio. Die beiden Berliner Studentinnen haben eine bundesweite Kampagne gestartet, mit der sie mehr Verhütungsoptionen für Männer und gleichberechtigte Aufklärung fordern. Mit ihrer Initiative „Better Birth Control“ konnten sie bereits über 80.000 Unterschriften sammeln und prominente Unterstützung aus der Politik gewinnen: Katarina Barley, Kevin Kühnert und Lars Klingbeil werben für das Projekt.

2021 feiert die Pille hierzulande ihren 60. Jahrestag. Dass Verhütung oft noch immer Frauensache ist, macht Pfenning und Maglio wütend. Aktuell bietet sich für Männer lediglich das Kondom als reversible Verhütungsmethode an: „Wir sagen nicht, dass das Kondom nicht genutzt werden sollte, es schützt neben dem Lecktuch nämlich als einziges Verhütungsmittel vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Aber wir wollen Männern die Möglichkeit zu weiteren Verhütungsmitteln geben“, erklärt die 24-jährige Maglio. Sie und Pfenning haben sich Anfang 2020 im Europaparlament kennengelernt. Pfenning, die inzwischen Internationale Beziehungen im Master studiert, arbeitete als Referentin für Katarina Barley, Maglio absolvierte ein Praktikum. Nach Feierabend saßen die beiden Frauen mit Leuten aus verschiedenen Parteien in einer Bar zusammen und kamen zufällig auf das Thema Verhütung zu sprechen: „Wir haben gemerkt, dass die Verantwortung überwiegend bei uns Frauen liegt. Parteiübergreifend waren alle unzufrieden damit“, erinnert sich Pfenning.

Furcht vor geringer Nachfrage

Im September kommt ihr die Idee zu dem Projekt. Sie kontaktiert Maglio, sie brainstormen, rekrutieren Freund*innen für die Kampagne, finden über Social Media Unterstützung für Redaktion und Website und planen das Vorgehen. Im Januar gehen sie online und sind überwältigt von den Wellen, die „Better Birth Control“ schlägt: „Wir hatten eigentlich mehr Zeit eingeplant und arbeiten gerade enorm viel“, so Maglio. Aber „die Menge an Unterschriften macht deutlich, dass die Gesellschaft auf eine breitere Palette an Verhütungsmitteln wartet“, stellt Pfenning klar. Dass diese Palette sich fast nur an Frauen richtet, habe auch ökonomische Gründe, erklären die beiden: „Die Pharmaindustrie nimmt in der ganzen Debatte eine zentrale Rolle ein. Sie hat theoretisch genug Geld und Kapazitäten, um die Forschung voranzubringen, aber sie tut das aus finanziellen Gründen oft nicht“, meint Maglio. Das prominenteste Beispiel ist wohl der Pharmakonzern Schering, der an der Pille für den Mann forschte. Als Bayer ihn 2006 aufkaufte, wurde die Studie gestoppt: „Nicht nur wegen der Nebenwirkungen, sondern wohl auch, weil sie davon ausgegangen sind, die Nachfrage würde zu gering sein und sie könnten mit dem Produkt kein Geld verdienen“, sagt Maglio.

Auch die Forschung, die die WHO seit 2009 zur Entwicklung einer Hormonspritze für Männer betreibt, bleibt erfolglos. Bei den Probanden traten Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen, Akne und Libidoverlust auf – all diese Dinge stehen auf dem Beipackzettel der gewöhnlichen Pille. Die Studie zur Hormonspritze wurde 2011 abgebrochen. Seither hat sich wenig verändert: „Es wird in Deutschland momentan einfach nicht zu männlicher Verhütung geforscht. Auf europäischer Ebene gibt es nicht mal Fördergelder“, kritisiert Jana Pfenning.

Außerhalb Europas scheint die Forschung jedoch weiter zu sein. So wird in den USA momentan ein Hormongel entwickelt, das Männer sich nur auf die Schulter schmieren müssen. Die Gestagene und Östrogene, die zu einem festen Zeitpunkt, wie bei der Pille, aufgetragen werden müssen, zeigen bisher Wirkung. Genauso wirksam scheint das Samenleiterventil zu sein. In einer Operation bekommen Männer dabei ein Ventil in den Samenleiter eingesetzt, das über einen Schalter gesteuert werden kann. Möchte der Mann verhüten, wird der Schalter so eingestellt, dass die Spermien seitlich geleitet und vom Körper abgebaut anstatt in einer Ejakulation herausgetragen werden. Ist Nachwuchs geplant, kann der Schalter einfach umgestellt werden. Eine Sicherung, damit das nicht aus Versehen geschieht, ist ebenfalls eingebaut. Laut Aussage des Erfinders Clemens Bimek ist diese Verhütungsmethode sicher und wirksam, er hat sich das Ventil selbst einsetzen lassen. Jedoch fehlen Bimek die finanziellen Mittel für Studien und Investoren, um sein Produkt auf den Markt zu bringen.

Pillenmüde und genervt

Dabei bestätigen Studien, dass Männer durchaus dazu bereit sind, bei der Verhütung mehr Verantwortung zu übernehmen. 61 Prozent von 9.000 befragten Männern gaben im Jahr 2005 an, sich aktiver an der Verhütung beteiligen zu wollen. „Seitdem hat sich viel getan, die Gesellschaft hat in den letzten Jahren so große und wichtige Schritte gemacht, jetzt müssen wir die Verhütung angehen“, sagt Maglio, die in Potsdam Politikwissenschaft studiert. Sie selbst hat fünf Jahre lang die Pille genommen. Doch nicht nur bei ihr, sondern bei vielen Frauen hat sich eine sogenannte Pillenmüdigkeit eingestellt: „Viele Frauen, die die Pille nehmen, haben mit physischen und psychischen Nebenwirkungen zu kämpfen. Sie sind genervt von der Zeit und dem Geld, das sie in Verhütung investieren“, resümiert Pfenning. Ihre Beobachtung bestätigt die Techniker Krankenkasse, die jüngst herausfand, dass Frauen unter 20 inzwischen seltener die Pille nehmen als noch vor 20 Jahren.

Damit es nicht nur mehr Optionen für Männer, sondern auch mehr nebenwirkungsarme Verhütungsmittel für Frauen gibt, wollen Pfenning und Maglio mit Entscheidungsträger*innen ins Gespräch kommen: „Zivilgesellschaft, Pharmaindustrie und Politik müssen miteinander reden. Wir wollen alle an einen Tisch bringen“, erklärt Maglio. Dabei sei die Petition nur der erste Schritt: „Ganz konkrete Forderungen im Hinblick auf ein bestimmtes Forschungsbudget haben wir erst mal nicht, damit wir offen in Gespräche gehen können. Unsere Petition ist ideell, um zu zeigen, dass Leute aller Geschlechter Interesse an dem Thema haben und dass es wichtig ist, über Verhütung zu diskutieren“, ergänzt Pfenning. Das nächste Ziel seien Gespräche mit dem Familien- und Gesundheitsministerium. Angesichts prominenter Unterstützung, besonders aus den Reihen von Grünen und SPD, dürfte der Weg dahin nicht mehr weit sein. Doch auch diese Parteien haben sich mit dem Thema in den letzten Jahren nicht beschäftigt: „Keine Partei ist dieses Thema bisher angegangen. Verhütung hatte einfach keine Lobby, die für Gleichberechtigung eingetreten ist. Wir sind die Ersten.“ Noch dazu sei die fehlende Diversität im Bundestag, auch mit Blick auf die Altersstruktur, problematisch: „Verhütung betrifft vor allem junge Menschen unter 40. Im Bundestag hingegen sind die Abgeordneten im Durchschnitt 50 Jahre alt“, sagt Pfennnig.

Trotzdem wacht die Öffentlichkeit langsam auf, meinen die Gründerinnen. Wichtig sei ihnen bei der Kampagne, nicht ein bestimmtes Verhütungsmittel zu verteufeln, sondern eine Auswahl zu ermöglichen. „Die ideale Welt in zehn Jahren sieht so aus, dass es viele Verhütungsmittel mit wenig Nebenwirkungen gibt und die Krankenkassen die Kosten zu 100 Prozent übernehmen“, wünscht sich Pfenning. Bei „Better Birth Control“ ginge es darum, diese Art der Verhütung allen, auch nichtbinären und trans Menschen, zu ermöglichen. „Natürlich sind unsere Ziele sehr sportlich“, findet Rita Maglio, „aber wenn der Wille da ist und genügend Mittel zusammenkommen, können wir diese Ziele in naher Zukunft erreichen.“

Greta Linde ist freie Journalistin und schreibt unter anderem für Zeit online

Lesen Sie mehr in der aktuellen Ausgabe des Freitag.

We Are Who We Are | Kalkuliert nonchalant
6 March 2021 - Thomas Abeltshauser
We Are Who We Are | Kalkuliert nonchalant
Die erste Serie von Luca Guadagnino ist eher ein langer Film – über queere Kids auf einer Militärbasis in Norditalien Kalkuliert nonchalant

Bei Alfred Hitchcocks Filmen entsteht Suspense durch den Wissensvorsprung des Publikums vor den Protagonisten, die nichts von der tickenden Bombe unter der Tischplatte ahnen. Luca Guadagnino dagegen liebt es, Spannung aufzubauen durch Verzögerung und Zurückhalten von Informationen. Er ködert in kleinen Häppchen, mit einem Blick oder einer Geste, und insinuiert damit scheinbar beiläufig ein Verlangen, das unter der Oberfläche brodelt.

Dieses Spiel mit Andeutungen hat er auf der Leinwand in mittlerweile sechs Spielfilmen perfektioniert, wenn etwa der Teenager Elio (Timothée Chalamet) in der Sommerromanze Call Me By Your Name verstohlen den älteren Oliver (Armie Hammer) anschmachtet oder sich die Berliner Tanzakademie im Kunsthorrorfilm Suspiria durch die Augen der jungen Aspirantin (Dakota Johnson) erst nach und nach als Ort übersinnlicher Rituale entpuppt. Mit herantastend, elliptisch erzählten Filmen wie diesen wurde der 49-Jährige zu einem der wichtigsten Regisseure seiner Generation. Nun hat er erstmals eine Fernsehserie inszeniert, We Are Who We Are. Darin lässt er den 14-jährigen Fraser (Jack Dylan Grazer), der gerade mit seiner Familie von New York in einen norditalienischen Küstenort umgesiedelt ist, so neugierig wie scheinbar ziellos seine neue Umgebung erkunden. Die Serie folgt Fraser und weiteren queeren Jugendlichen, die mit ihren Familien auf einer amerikanischen Militärbasis leben. Das Suchende dieser Kids fügt sich organisch in den fließenden, sich konventionellen Dramaturgien immer wieder entziehenden Erzählrhythmus und Stilwillen Guadagninos.

Da verwundert es nicht, dass sein eigenes Auftreten ebenfalls nach diesem spielerischen Prinzip funktioniert. Beim verabredeten Zoom-Call, um über seine Serie zu sprechen, bleibt das Display zunächst schwarz. Nur seine Stimme ist zu hören. Sie klingt verbindlich, er sagt nicht bloß „Hello“, er begrüßt seinen Gesprächspartner mit Vornamen und erkundigt sich nach dem Befinden. Auf die Nachfrage, ob seine Kamera ausgeschaltet ist, weil ihm ein klassisches Telefonat lieber wäre als ein Videochat, überlegt er kurz und sagt dann mit unnachahmlich italienisch gerolltem „r“-Laut: „If you prefer …?“ Einige Sekunden später erscheint ein schlaksiger Mann mit Vollbart auf dem Display, mehr liegend als sitzend, die Kamera aus Untersicht und mit angeschnittenem Bild. Wie viele Szenen in We Are Who We Are wirkt zufällig, was auch wohlkalkulierte Nonchalance sein könnte.

Schnell erweist sich die Dandy-Haltung aber als mehr denn als reine Pose. Guadagnino antwortet blitzschnell und eloquent, kann im selben Atemzug über Popmusik und Philosophie parlieren. Dasselbe Denken ist auch eine grundlegende Qualität von We Are Who We Are, in der sich die Kids in Frasers Clique zwischen wilden Partys und gechillten Nachmittagen am Strand ausprobieren, mal sexuelle Identitäten debattieren und Grenzen überschreiten, mal Ocean Vuongs queeren Debütroman Auf Erden sind wir kurz grandios lesen, oder einfach über Klamotten plaudern oder Jungs abchecken. „Ich wollte eine Geschichte über das Erwachsenwerden erzählen“, erklärt Guadagnino, „über Transformationen und Identitätssuche. Nur eben auf meine Art.“ Deshalb habe ihn als Handlungsort dieses US-Militärcamp gereizt, „als sehr eigene Welt und Fremdkörper in dieser Gegend“.

Fluide Radikale

Frasers Mutter Sarah (Chloë Sevigny) wird nach Italien versetzt, um als Colonel die Leitung eines US-Stützpunkts zu übernehmen. Fraser, mit Baggyshorts, gelben Haaren und punkig lackierten Fingernägeln, ist dort in mehrfacher Hinsicht ein Alien. Er geht zunächst auf Abstand zu seiner Umgebung und beobachtet: das Treiben an der Highschool, die Posen und Codes der Gleichaltrigen, während er sich einen Reim zu machen versucht auf das unbekannte Soziotop, seine Regeln und Hierarchien. Bald wird Britney (Francesca Scorsese) auf ihn aufmerksam und nimmt ihn unter ihre Fittiche. Es ist das Jahr 2016, und viele der Teenager sind queer, nicht festgelegt, genderfluid, freie Radikale in einer strengen, ritualisierten Struktur. Draußen herrscht amerikanischer Präsidentschaftswahlkampf, überall plärrt ein organgefarbener Clown aus den Bildschirmen, den zu dem Zeitpunkt keiner ernst nimmt, auch die wahlberechtigten Erwachsenen wie Sarah und ihre Lebenspartnerin Maggie (Alica Braga) nicht.

Die Szenen mäandern, fließen ineinander, bilden Ellipsen. Manches taucht an anderer Stelle erneut auf, nur aus der Sicht einer anderen Figur. Wenn man sich auf diesen Flow einmal eingelassen hat, entwickelt We Are Who We Are einen hypnotischen Sog, der nichts von der Aufgeregtheit des Bingewatching hat. Dass Guadagnino damit seine erste Serie inszeniert, ist schon deshalb bemerkenswert, weil er selbst gar kein TV-Gerät besitzt. „Es hat mich einfach nie besonders interessiert. Ich habe auch keinen der Streamingdienste abonniert.“ Aber es gibt zwei Serien, die ihn so beeindruckt haben, dass er selbst Filmemacher werden wollte. „Das waren David Lynchs Twin Peaks und Rainer Werner Fassbinders Berlin Alexanderplatz, auch wenn ich sie eher als episodische Filme denn als klassische Serien verstehe.“

Auch Guadagnino freilich macht nicht einfach „nur Fernsehen“, sein queeres Generationenporträt ist nicht nur woke in Bezug auf Gender- und Identitätsdiskurse, die eklektische Jugendkulturmischung von Musik (Blood Orange, Klaus Nomi, Prince) über Games bis Bücher wirkt ebenso authentisch und „gelebt“ wie ihr Style. Eine gewisse postpunkige Coolness zeigt sich auch in der Besetzung, von Indie-Ikone Chloë Sevigny als lesbischem Colonel über den Rap-Star Kid Cudi bis zur lässig-aufsässigen Cliquen-Anführerin Britney, die von Martin Scorseses Tochter Francesca gespielt wird. „Mein Glück war, dass mir alle kreativen Freiheiten eingeräumt wurden“, erklärt Guadagnino. „Das fing mit der Auswahl der Darsteller an, ich wollte Persönlichkeiten und Intelligenz, keine Marionetten.“

Um jugendliche Selbstfindung und sexuelle Identitäten ging es auch in seinen früheren Filmen, ihn interessiert „die Reibung zwischen den unzähligen Möglichkeiten, etwas werden zu können, und der Unmöglichkeit, dabei einen Idealzustand zu erreichen. Dieser Konflikt ist Teil unserer Identität und ein sehr filmaffines Thema. Die Serie soll im besten Fall das Publikum dazu anstoßen, sich selbst etwas mehr wahrzunehmen.“ Und er könnte sich durchaus vorstellen, die Serie irgendwann einmal fortzusetzen, den Kids beim Erwachsenwerden zuzuschauen. „Das ist eines der größten Geschenke des Kinos“, sagt er am Ende. Aber wie so oft bei Guadagnino wird sich sein Publikum in Geduld üben müssen. Er bestimmt den Flow.

Info

We Are Who We Are Luca Guadagnino Italien/USA 2020, 8 Folgen, Starzplay

Lesen Sie mehr in der aktuellen Ausgabe des Freitag.

Sakrileg | In Polen ungeliebt
6 March 2021 - Lutz Herden
Sakrileg | In Polen ungeliebt
Allein wegen ihrer Auffassungen zur „nationalen Frage“ ist Rosa Luxemburg in ihrem Geburtsland kaum mehr eine Erinnerung wert In Polen ungeliebt

Am 10. April 2010 ereilt Polen ein Schicksalsschlag, der geeignet scheint, dem Land einen historisch verbürgten Opferstatus zu bestätigen. Als eine Regierungsmaschine in der Nähe der westrussischen Stadt Smolensk abstürzt, überlebt niemand. Unter den Toten sind Präsident Lech Kaczyński, hohe Militärs, Parteiführer, Veteranen der Exilregierung aus dem II. Weltkrieg – sie sterben auf dem Weg nach Katyn, wo der 4.400 polnischen Offiziere gedacht werden soll, die dort im Mai 1940 auf Geheiß Stalins erschossen wurden, um einen Teil der polnischen Elite auszulöschen. Der Absturz, offenbar ausgelöst durch schlechte Sicht und die Weigerung Kaczyńskis, eine vorzeitige Landung zu erlauben, bedient einen Mythos: Polen muss leiden, um zu existieren. In diesem Sinne hat die seit 2005 mit einer Unterbrechung regierende rechtskonservative PiS das Narrativ von der ewig geprüften Nation, die sich äußerer wie innerer Feinde erwehren muss, zur Staatsdoktrin erhoben.

Wer dieser Legende trotzt, muss damit rechnen, stigmatisiert zu werden. Nationalbewusst handeln, kann heißen, Geschichte zu verdrängen.

So fällt die 1871 in Zamość, 250 Kilometer südlich von Warschau, geborene Sozialistin, Internationalistin – und Polin Rosa Luxemburg unter das Verdikt einer Unwürdigen und Abtrünnigen. Ihr geistiges Erbe ist im Schrein der nationalen Erinnerung unerwünscht, wenn nicht verpönt. Der Missachtung verfallen besonders ihre theoretischen Arbeiten, Reden und Artikel, die sie der „polnischen Frage“ widmet, als die sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit Nachdruck stellt und konträre Visionen im Raum stehen, um Überleben oder Untergang zu beschwören. Luxemburg bleibt mit ihren Auffassungen der Zeit verhaftet, doch weisen ihre Zweifel an einer Renaissance des Nationalstaates darüber hinaus.

1900 ist Polen bereits seit mehr als einem Jahrhundert „verloren“, aufgeteilt zwischen dem Deutschen Reich, Russland und Österreich-Ungarn. Vor und nach der Russischen Revolution von 1905, die auch das vom Zarenreich beherrschte „Kongresspolen“ erfasst, beschäftigt Luxemburg stets von Neuem die Frage, ob eine nationale Befreiung ihrer Heimat zur Restauration des Nationalstaats in alter Form führen müsse. Sei nationale Autonomie, gegründet auf kulturelle Identität, nicht ratsamer? Zumal das beanspruchte Staatsgebiet nur zu 60 bis 70 Prozent von Polen besiedelt wird, die auskommen müssen mit dort ebenfalls verwurzelten ethnischen wie religiösen Gemeinschaften – mit Russen, Deutschen, Weißrussen, Litauern, Ukrainern, Juden. Luxemburg nimmt Bezug auf Überlegungen in der österreichischen Sozialdemokratie, den Vielvölkerstaat der Habsburger Monarchie nicht in Nationalstaaten zu überführen, sondern einen „Nationalitätenstaat“ zu erwägen, der autonome Völkerschaften überwölbt.

Besser mit den Russen

Ein Muster für Polen, glaubt Luxemburg. Denn was nutzt dem Proletariat ein Staat der Bourgeoisie, des Klerus und Adels, deren patriotisches Bekunden kein Bekenntnis sein muss? Sollte sich die polnische Arbeiterschaft nicht mit den russischen Klassengenossen verbinden, statt in einen Staatskäfig gesperrt zu werden? Auch sei zu bedenken, wie sehr polnische Sozialdemokraten im Łódźer Textil- oder oberschlesischen Kohlenrevier die Nähe zur deutschen Sozialdemokratie ermutige, der stärksten Formation in der II. Internationale.

Auf dem Dresdner SPD-Parteitag im September 1903 spricht sie über die „polnische Sonderorganisation“ und argumentiert, dass sich jedes Tun „in unsre allgemeinen Bestrebungen zur Emanzipation der Arbeiterklasse“ einfügen müsse. Es könne „nicht Aufgabe des Proletariats sein, neue Klassenstaaten zu schaffen“. Vielmehr gehe es um „das Recht der Selbstbestimmung in der sozialistischen Gesellschaft“. Ein Jahr zuvor sagt sie vor Genossen in München, „dass wir nicht als Polen oder Deutsche, sondern als Arbeiter zur Partei gehören“.

In ihrer 1897 in Zürich eingereichten Dissertation Die industrielle Entwicklung Polens hat Rosa Luxemburg analysiert, wie sehr die polnische Industriebourgeoisie dem großen, sich öffnenden russischen Markt ihren Aufstieg verdankt und das eigene Proletariat wie von selbst im Schlepptau hat. In den Jahren danach unterstützt sie die Sozialdemokratie Polens und Litauens (SDKPiL) als internationalistische Avantgarde und bekämpft die Polnische Sozialistische Partei (PPS), die sich auf einen – aus ihrer Sicht – „kleinbürgerlichen Sozialpatriotismus“ versteift, für Luxemburg der Kampfbegriff damaliger Kontroversen. Was sie über alle Maßen abstoße, sei das romantisierende Vergöttern einer nationalen Heimstatt durch erklärte Sozialdemokraten, schreibt sie in der Neuen Zeit, dem von Karl Kautsky lektorierten Theorieorgan der SPD. Da es Polen erspart bleiben müsse, sich zwischen Russland und Deutschland zu behaupten, komme es darauf an, mit dem Klasseninstinkt den internationalistischen Geist des polnischen Proletariats zu wecken, auf dass es sich mit dem Nationalstaat nicht abspeisen lasse.

Im Grunde genommen berührt das eine – gewiss unter anderen Umständen – bis heute offene Frage: Ist Polen ein europäischer Staat oder ein nationaler Staat in Europa? Erklärt das Selbstbild der stets von Neuem geprüften Nation – einem Staatsdasein auf der Kippe – einen cholerischen, oft theatralischen Nationalismus? Als eine polnische Regierung (seinerzeit keine der PiS, sondern der linken SLD) nach dem EU-Beitritt 2004 gegen den Vertrag von Nizza aufbegehrt, findet sie Gefallen an einer melodramatischen Parole: „Nizza oder Tod!“

Bei Luxemburgs einstiger Polemik gegen die nationale Enge des „Sozialpatriotismus“ denkt man unwillkürlich an den nationalkonservativen Kanon im derzeitigen Polen. Die Devise, unser Heim gegen euer fremdes Haus, unser Patriotismus gegen euer Patriarchat Europa, wird auch durch eine aktive Sozialpolitik der PiS gestützt. Man leiste das aus eigener Kraft, ätzt Parteichef Jarosław Kaczyński. Sei man dem Diktat Moskaus entkommen, um dem aus Brüssel zu verfallen? Die Redensart reflektiert – sicher ungewollt – einen Widerspruch, der Polens nach wie vor als fragil empfundene Mittellage, diesmal zwischen der EU und Russland, reflektiert. Schließlich bedarf die innige Feinschaft zu Moskau des Rückhalts in Brüssel. Sie wäre sonst nicht durchzuhalten. Oder als Bedrohungslüge entlarvt. Wollte Russland Polen überrollen, wäre es als Einzelkämpfer eine leichte Beute. Unterbleibt der Zugriff, ist Putin nicht so gefräßig wie stets unterstellt.

Diese hochpatriotisch gestimmte Politik mag sich aus historischen Gründen für berufen halten – mit ihrer inneren Logik ist es nicht weit her. Anders der Internationalismus Rosa Luxemburgs. Da sie den Zusammenbruch der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft für unvermeidbar hielt und die daraus folgende Kettenreaktion über alle Grenzen hinweg ebenso, mündete das in die Annahme: Das siegreiche Proletariat werde sich mit dem althergebrachten Nationalstaat nicht groß aufhalten. Sie sah darin kein sich erfüllendes Schicksal, sondern eine erlösende, künftige Kriege verhindernde Mission.

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Zeitgeschichte | 1991: Last des Augenblicks
6 March 2021 - Michael Jäger
Zeitgeschichte | 1991: Last des Augenblicks
Der Oberste Sowjet ratifiziert die Verträge zum Ende der DDR. Deutschlandexperte Falin verzichtet auf einen Einspruch, um Michail Gorbatschow nicht weiter zu schwächen 1991: Last des Augenblicks

Vor 30 Jahren, am 4. März 1991, wurden die Verträge, in denen die internationalen Aspekte der Vereinigung beider deutscher Staaten geregelt waren, im Obersten Sowjet ratifiziert. Der Oberste Sowjet war die Legislative der Sowjetunion, die sich Ende 1991 auflöste. Viel spricht dafür, dass die Abkommen dort gescheitert wären, wenn sich Valentin Falin, als führender Deutschlandexperte der KPdSU deren wichtigster Gegner, vor der Beschlussfassung zu Wort gemeldet hätte, was er nicht tat. Der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow bedankte sich hinterher bei ihm.

Interessant ist das Verhältnis der beiden Männer vor allem wegen der verschiedenen Institutionen, die sie vertraten. Zu Gorbatschows „Perestrojka“, dem Plan, die sowjetische Ökonomie und Politik umzubauen, gehörte von Anfang an die Trennung von Staat und Partei, zu deren Generalsekretär er 1985 gewählt worden war. Ein erster Schritt dazu war 1988 die Reform des Zentralkomitees der KPdSU, das entscheidend geschwächt wurde. So fanden sich die bis dahin drei Internationalen Abteilungen des ZK zu einer zusammengelegt und einer Kommission untergeordnet, die von dem Gorbatschow nahestehenden Politbüromitglied Alexander Jakowlew geführt wurde. Leiter der zusammengelegten Abteilung als solcher wurde Falin, den Gorbatschow mit dieser Konstruktion nicht nur kontrollieren ließ, sondern auch als für ihn besonders wichtigen Parteikader herausstellte.

Falin war zusammen mit Egon Bahr Architekt des für Willy Brandts Ostpolitik grundlegenden Moskauer Vertrags von 1970, dann von 1971 bis 1978 sowjetischer Botschafter in Bonn gewesen. Lange war sein Rat für Gorbatschow mindestens so wichtig wie der des deutschlandpolitisch unerfahrenen Eduard Schewardnadse, den er zum Außenminister gemacht hatte. Dies änderte sich mit dem 28. Parteitag der KPdSU in der ersten Julihälfte 1990, auf dem die Partei durch ihren eigenen Generalsekretär vollständig entmachtet wurde: Falin stieg zwar ins Sekretariat des ZK auf, aber zur Vorbereitung und als Teilnehmer des sich anschließenden Gipfels mit Kanzler Helmut Kohl am 14. bis 16. Juli in Moskau und Archys war er nicht mehr hinzugezogen.

Die sowjetische Deutschlandpolitik der Jahre 1989/90 lässt sich in zwei Etappen zerlegen. In der ersten ging es um die Frage, ob die UdSSR die deutsche Vereinigung zulassen würde, in der zweiten um die NATO-Mitgliedschaft eines vereinigten Deutschlands. In der ersten Etappe hat man oft den Eindruck, dass Falin den Entschlüssen Gorbatschows politisch vorauseilte. Über die Instabilität der Verhältnisse in der DDR machte er sich entschieden weniger Illusionen als der Generalsekretär, auch weil er gute Kontakte bis ins SED-Politbüro hinein pflegte. So hatte er schon 1987 vorgeschlagen, eine deutsch-deutsche Konföderation anzustreben und den dahin führenden Prozess selbst in Gang zu setzen, falls die Deutschen es nicht taten. Damals fand ein solches Vorhaben bei Gorbatschow keine Zustimmung, was sich aber vermutlich Ende November 1989 änderte, als er Nikolai Portugalow, seine „rechte Hand“ im ZK, nach Bonn zum Gespräch mit Kohls Berater Horst Teltschik sandte, um die deutschlandpolitische Linie der Bundesregierung zu sondieren und wohl auch zu beeinflussen. Indem Portugalow das Thema Konföderation von sich aus ansprach, „elektrisierte“ er seinen Gesprächspartner, der zwei Tage später den „Zehn-Punkte-Plan“ veranlasste, den wohl wichtigsten Impuls von Helmut Kohl im Vorfeld der Vereinigung. Jener Plan postuliert als Ziel „konföderative Strukturen“, über die hinauszugehen Falin und Gorbatschow, um die DDR zu erhalten, gern vermieden hätten.

Beim Treffen eines von Falin angeregten Krisenstabs in Moskau am 26. Januar 1990, der den Übergang von der ersten zur zweiten Etappe der sowjetischen Deutschlandpolitik dieser Jahre markiert, gingen alle Beteiligten bereits davon aus, dass die Vereinigung nicht mehr zu stoppen sei. Gegen eine NATO-Mitgliedschaft des vereinigten Deutschlands jedoch verwahrten sich Falin wie Gorbatschow entschieden, während dessen sicherheitspolitischer Berater, Anatoli Tschernjajew, diese bereits befürwortete. In den folgenden Monaten mussten Gorbatschow und sein Außenminister zur Kenntnis nehmen, dass die USA die deutsche Vereinigung gerade um einer Stärkung der NATO willen unterstützten. Auch Kohl wollte die NATO-Mitgliedschaft, und selbst wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hätte er sie unter dem Druck der USA hinnehmen müssen. Der Ende 1988 gewählte Präsident George Bush senior erklärte öffentlich, nicht einmal eine verminderte NATO-Mitgliedschaft nach dem Vorbild Frankreichs, das dem Bündnis politisch, aber nicht militärisch angehörte, sei mit ihm zu machen. Intern machte er klar, dass es für die USA als Sieger im Kalten Krieg keinen Grund gab, der Sowjetunion über Gebühr entgegenzukommen.

Gorbatschow erkannte, dass er über keinerlei Trümpfe verfügte. Im Mai 1990 hatten die USA, Großbritannien und Frankreich der deutschen Bitte entsprochen, in den nächsten Bundestag auch Westberliner Abgeordnete mit allen Rechten wählen zu lassen. Sie signalisierten so die Bereitschaft, ihre Rechte als Siegermächte des II. Weltkrieges notfalls einseitig zu kündigen. Damit würden auch die sowjetischen Siegerrechte nutzlos, die Sowjetunion hätte nicht einmal mehr Bedingungen für ein NATO-Deutschland in die laufenden Verhandlungen einbringen können. Im Monat darauf sprachen sich auch Ungarn, Polen und die Tschechoslowakei für die deutsche NATO-Mitgliedschaft aus. So einigte sich denn Gorbatschow mit seinen Beratern, beim Kohl-Besuch vom 14. bis 16. Juli nur noch auf wenigen Zugeständnissen zu beharren, die er auch erhielt: Sonderstatus für das DDR-Territorium – keine Stationierung von Atomwaffen –, Obergrenze für die Mannschaftsstärke der Bundeswehr.

Falin hatte Gorbatschow vorher beschworen, auf der Ablehnung einer NATO-Mitgliedschaft, die über den französischen Status hinausging, zu bestehen, auch müssten aus ganz Deutschland alle Atomwaffen abgezogen werden. Hinterher war er empört und bescheinigte Gorbatschow politischen „Masochismus“. Dabei wusste er selbst und schrieb es in seinem Buch Politische Erinnerungen, dass für die USA „Deutschland in der NATO ein Axiom“ war, ja, dass es ohne Deutschland eine NATO gar nicht geben könne. Man hat den Eindruck, dass Falin die Realität der sowjetischen Ohnmacht nicht ertrug und deshalb einen Schuldigen, Gorbatschow, postulierte. Bei der Abstimmung im Obersten Sowjet verhielt er sich aber loyal, weil er genau wusste und dies aussprach, dass eine Verweigerung der Verträge alles nur noch schlimmer gemacht hätte.

Sein Buch zeugt von großer Verbitterung gegen Gorbatschow, die aber nicht als berechtigt erscheint. Gorbatschows Strategie hatte darin bestanden, sich auf den Umbau der Sowjetunion zu konzentrieren und dafür die außenpolitischen Bedingungen zu schaffen. Ganz zuletzt noch hatte er einen neuen Unionsvertrag aushandeln können, doch der poststalinistische Flügel der KPdSU verhinderte dessen Inkrafttreten, indem er am 19. August 1991, dem Vortag der Unterzeichnung, einen dilettantischen Militärputsch versuchte. Der wiederum lieferte Boris Jelzin, dem Präsidenten Russlands und Anführer der antikommunistischen „Reformer“, den Vorwand, Russland zu verselbstständigen und dort die KPdSU zu verbieten.

Mit „Reformern“ wie Jakowlew hatte Gorbatschow selbst zusammenarbeiten müssen, um sich seiner poststalinistischen Gegner zu erwehren; Jakowlew, der gleich nach dem Kollaps der Sowjetunion seine „Einsicht“ zum Besten gab, der Sozialismus sei unwissenschaftlich, da es in der Natur keine Gerechtigkeit gebe und also auch in der Gesellschaft keine geben könne. Fast ist man geneigt zu sagen: Gorbatschow hatte nur einen Verbündeten, nämlich Falin. Aber die Last des historischen Augenblicks erdrückte die Beziehung der beiden Männer.

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Spezifische Dichte | Leidenschaften
6 March 2021 - Beate Tröger
Spezifische Dichte | Leidenschaften
Unsere Kolumnistin Beate Tröger liebt die Lyrik. Hier stellt sie eine Auswahl vor Leidenschaften

Abschied. Jemand geht, heißt ein Gedicht von Barbara Köhler. Nun ist die Lyrikerin, Essayistin und Übersetzerin selbst gegangen. Es war ein trauriger Auftakt des Lyrikjahres 2021 – und einer von vielen guten Gründen, in ihren Gedichten zu lesen. Geboren 1959 in Burgstädt, absolvierte sie eine Ausbildung zur Facharbeiterin für textile Flächenherstellung. Ihrem Beruf blieb sie insofern treu, als sie weiterhin „textile Flächen“ herstellte. Mit ihrem Band Deutsches Roulette (1991), der eine deutsch-deutsche Liebe und Trennung in den Blick nimmt, setzte Köhler schon den feinen, entschiedenen Ton, der für ihr Werk bestimmend blieb. Für Istanbul, zusehends, für den sie 2015 den Peter-Huchel-Preis bekam, hielt Köhler während eines fünfwöchigen Aufenthaltes in Istanbul ihre Eindrücke sowohl mit Worten wie auch mit einer Kamera fest.

„Ist das blindlings oder siehst du nur zuviel? / […] TAKE PICTURES AND PAY – bloß /dass es davon nicht weniger werden. Noch mehr / vom Gleichen, Ähnlichen – Bilder über Bilder. / Bis sich blindlings vielleicht oder bildlings / etwas verschiebt, in den Sucher, die Suchende / gerät, in den Blick: Das, siehst du, ist dein / Motiv – das zeigt dir, weswegen du hier bist“, das beschreibt, wie sich in Köhlers Texten Eindrücke der Sprache fügen.

Bleiben wir noch in Istanbul. So träume und verschwinde ich versammelt ausgewählte türkische Liebesgedichte von Edip Cansever, Cemal Süreya und Turgut Uyar in einer zweisprachigen Anthologie. Turgut Uyars Verse wurden 2013 von der Gezi-Park-Protestbewegung wieder aufgegriffen. Die Autoren in der Anthologie gehören zu den wichtigsten Dichtern der „İkinci Yeni“, der „Zweiten Neuen“, einer Gruppe, die Mitte der 1950er die türkische Lyrik erneuern und befreien wollte: Sie setzten Wortneuschöpfungen, agrammatische Formulierungen ein, und sie brachten ihre freiheitliche Haltung zu Sexualität oder Alkohol in ihre Verse ein: „Jede Leidenschaft ist der Anfang einer neuen / Die andere hebt schon den Kopf, bevor noch die / eine endet / Egal ob wir wollen oder nicht, so geht es weiter. // Eines Tages merken wir, daß wir alles vergessen haben / Weder die Leidenschaften, noch die unsterblichen / Worte sind geblieben. / Wir sammeln alles, sammeln alles, und dann – So viele Leidenschaften schufen die eine Leidenschaft […]“, heißt es in einem Gedicht von Edip Cansever in diesem schön gestalteten Band, der diese subversiven, träumerischen Sprach-Kraftfelder hiesigen Leser*innen zugänglicher macht.

Subversiv, changierend zwischen Trauma und Traum sind auch die Gedichte aus Gestohlene Luft des 1989 in Charkiv geborenen Lyrikers Yevgeniy Breyger. Dem Band gelingt mancherlei Erstaunliches: Einige der Gedichte bilden Blicke nach, wie sie Kindern eigen sind, Blicke, die sich in eine noch unbekannte Welt ausdehnen, die das Gefühl einer Fremdheit wiederbeleben, das je mehr in Vergessenheit gerät, desto älter man wird. Besser gesagt, erinnern sich diese Blicke ohne süßliches Sentiment, sie finden stattdessen eine Heimstätte im Unheimlichen der Kindheit: „im garten wachsen dicke kröten / mit blauen aufgeblähten köpfen / sie biegen sich in eine richtung / versammeln blütenstaub zu inseln / wenn ich an meine kindheit denke / will ich sie ohne scham bewundern // was weiß ich von der winterkälte“.

Beate Tröger, geboren 1973 im oberfränkischen Selb, studierte Germanistik, Anglistik und Theater- und Filmwissenschaft in Erlangen und Berlin. Sie lebt heute in Frankfurt am Main. Tröger arbeitet als Literaturkritikerin, Moderatorin und Jurorin. Am allerliebsten schreibt, spricht und streitet sie über Lyrik

Verse wie diese auf der Folie von Märchen oder Halluzinationen auszudeuten, griffe aber zu kurz. Wenn hier aus der viel beschworenen blauen Blume der Romantik eine Kröte mit blauem Kopf wird, wächst einem universalpoetischen Traum etwas Albtraumhaftes zu, changiert das Gedicht zwischen Traditionsbewusstsein und einem Weiterdenken lyrischer Traditionen, wie es sich auch im Titel des Bandes ausdrückt: Gestohlene Luft zitiert nicht nur eine Wendung des russischen Dichters Ossip Mandelstam, sondern ruft mit der Luft das für die Poesie wohl maßgeblichste Element auf.

Mit dem Stichwort „Tradition“ springen wir ins 17. Jahrhundert. Am 24. Februar 1621 kam Sibylla Schwarz in Greifswald inmitten der Wirren des Dreißigjährigen Kriegs als Tochter des Bürgermeisters zur Welt. Sie starb mit 17 und hinterließ 300 Gedichte – ein beeindruckendes Werk, das Gebrauchslyrik, Schäfergedichte, Liebessonette und Kirchenlieder umfasst. Ihr Werk, das 1650 zuerst in einer Gesamtausgabe durch den Theologen Samuel Gerlach herausgegeben wurde, spiegelt das regelpoetisch orientierte Handwerk des Dichtens der Zeit, in dem noch der Petrarkismus widerhallt. Und noch mehr: Denn womöglich spricht öfter ein weibliches lyrisches Subjekt eine Frau an. Lesbische Liebeslyrik im Barock also? Klaus Birnstiel, der die Erstausgabe nach der Gestalt von Gerlachs Ausgabe nun neu herausgibt, weist in seinem Nachwort darauf hin, dass Schwarz in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten mehrfach für „kanonpolitische Revisionsmanöver“ herangezogen wurde.

Sich auf einige zeitlich bedingte Fremdheit einzulassen, die Texte als Zeugnisse einer fernen Epoche zu lesen, scheint hier lohnender. Gleich drei Ausgaben ermöglichen dies auf je unterschiedliche Weise: Während Birnstiel die originale Textgestalt der Ausgabe mitsamt Druckfehlern beibehält, hat der Greifswalder Michael Gratz die Texte nach Gattungen geordnet. Am deutlichsten an unsere moderne Schriftsprache angepasst, hat Gudrun Weiland die Gedichte.

Drei Gedichte von Sibylla Schwarz finden sich in der Anthologie Frauen / Lyrik. Sie sammelt Gedichte von Roswitha von Gandersheim, Hildegard von Bingen bis zu Lady Bitch Ray. Es sind Gedichte nicht nur von Frauen, sondern auch solche, die eine weibliche Perspektive einnehmen. Dadurch ermöglicht Anna Bers’ Anthologie einen multiperpektivischen Blick, die Sammlung regt zu produktivem Widerspruch an.

Einem traditionelleren Geschlechterverhältnis verhaftet sind die Gedichte aus dem Nachlass des Schweizer Pfarrers und Dichters Kurt Marti. Die Gedichte, die sich nach dem Tod des vor hundert Jahren Geborenen, der 2017 starb, in einer Schublade fanden, sprechen vom Zusammenleben mit und dem Tod von Martis Frau Hanni, über das Altern und Sterben, die Welt und Gott. Sie sprechen Gedachtes und Empfundenes unverblümt aus, konzentrieren sich auf Elementares. In ihrer Direktheit deuten sie auf ein tiefes Denken und Erleben. Wer sie liest, erfährt von einer großen Liebe – und von einer Lücke, die nicht mehr zu schließen ist, wenn jemand geht, gegangen ist: „Wer wohlmeinend kommt / und mir etwas faselt/ von ‚Trauerarbeit‘, / hebe sich weg von mir“.

Als Zugabe soll hier noch der Hinweis auf die 96. Ausgabe der Zeitschrift Schreibheft stehen. Die Zeitschrift feiert den 150. Geburtstag von Christian Morgenstern mit einem von der Sprachakrobatin Mara Genschel ausgerichteten „Festchen“. Im Grußwort lobt Helge Schneider den Dichter, den nichts davon abhielt, „den ganzen Tag im Morgenmantel rumzulaufen“, erinnern sich Autorinnen wie Sonja vom Brocke und Monika Rinck an Gedichte Morgensterns, treffen wir noch einmal auf Barbara Köhler, die ebenfalls mit einem Gedicht dieses großen Humoristen gedenkt.

Info

Deutsches Roulette. Gedichte Barbara Köhler Suhrkamp 1991, 87 S., 12 €

Istanbul, zusehends. Gedichte / Lichtbilder Barbara Köhler Lilienfeld Verlag 2015, 88 S., 18,90 € (derzeit vergriffen, Nachauflage für März 2021 geplant)

So träume und verschwinde ich. Türkische Liebesgedichte von Edip Cansever, Cemal Süreya und Turgut Uyar. Zweisprachige Ausgabe Angelika Overath, Nursel Gülenaz (Hrsg.), btb 2020, 128 S., 10 €

Gestohlene Luft Yevgeniy Breyger Kookbooks Verlag 2020, 72 S., 19,90 €

Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden Sibylla Schwarz Gudrun Weiland (Hrsg.), Secession Verlag 2021, 192 S., 20 €

Werke, Briefe, Dokumente. Kritische Ausgabe, Bd. 1: Briefe, Sonette, Lyrische Stücke, Kirchenlieder, Ode, Epigramme und Kurzgedichte, Fretowdichtung Sibylla Schwarz Michael Gratz (Hrsg.), Reinecke & Voß 2021, 192 S., 20 €

Deutsche poetische Gedichte. Nach der Ausgabe von 1650 Sibylla Schwarz Klaus Birnstiel unter Mitarbeit von Jelena Engler (Hrsg.), Wehrhahn Verlag 2021, 304 S., 20 €, erscheint Mitte März

Frauen / Lyrik. Gedichte in deutscher Sprache Anna Bers Reclam Stuttgart 2020, 879 S., 28 €

Hannis Äpfel. Gedichte aus dem Nachlass Kurt Marti Mit einem Nachwort von Nora Gomringer, Wallstein Verlag 2021, 90 S., 14,90 €

Schreibheft. Zeitschrift für Literatur Norbert Wehr (Hrsg.), Ausgabe 96. Februar 2021, 156 S., 15 €

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