Leuchtturmleuchten

Weltsicht - Weitsicht - Einsicht

  • Startseite
  • Politik
    • Gesellschaft
    • Geschichte
  • Corona-Pandemie
  • Kunst & Kultur
    • Events
    • Büchermarkt
      • Buchmesse Leipzig
    • Resonantia Leipzig
  • Soziales
    • VEID
  • Impressum
    • Über mich
    • Haftungsausschluss
    • Datenschutzerklärung

Kultusminister

Planungssicherheit © Schwarwel www.schwarwel-karikatur.com

Corona IX – Sachsen zündet mit Öffnung von Kitas und Schulen ein Irrlicht

11. Februar 2021 Michael Lindner 0

Die Bundesregierung hat sich durchsetzen können: Lockdown verlängern bis zum 7 März. Die Lage in der Covid-19-Pandemie ist trotz sinkender Infektionszahlen immer noch nicht entspannt. […]

Empfohlene Links

  • Eintanz - Tanzen ist Träumen
  • #wirbleibenhier
  • Schwarwel - Karikaturen
  • Dokumentation faschistischer, rassistischer und diskriminierender Ereignisse in und um Leipzig
  • Hooligans gegen den Satzbau
  • Mission Lifeline
  • Sea-Watch
  • Mission Lifeline
  • Sea Shepherd
  • Charlie Hebdo
  • Hooligans gegen den Satzbau
  • Weiße Rose Gemeinschaft
  • Weiße Rose Gemeinschaft
  • Foto von Jingming Pan auf Unsplash

    Vermögenszuwachs: Reichstes Prozent kassiert fast doppelt so viel wie Rest der Welt zusammen

    Oxfam-Bericht zur sozialen Ungleichheit Konzerne und Superreiche profitieren von den Krisen, während Armut und Hunger rasant steigen // Oxfam: Hohe Steuern auf Übergewinne und Vermögen […]

  • Denkanstoß am Ende des Jahres – und zum Schluss wird der Rest von Rügen auch noch verkauft

    Mein ganz persönlicher Jahresrückblick Öl ins Feuer, anstatt den Brand zu löschen Waren die letzten Jahre von viel Unruhe und Unruhen geprägt, erzielte das Jahr […]

  • Dramatischer Hunger und satte Gewinne: Oxfam fordert G20 zum Handeln auf – Pressemitteilung Oxfam

    Einkommensschwache Länder entschulden, Übergewinne auf krisenbedingte Extraprofite von Konzernen sowie sehr hohe Privatvermögen besteuern und deutlich mehr Unterstützung für hungerleidende Menschen fordert  die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam von den G20 beim Gipfel auf Bali. Die G20 müssen dem skandalösen Widerspruch zwischen der dramatisch steigenden Anzahl an Menschen, die von Hunger und Armut betroffen sind, einerseits und den sprudelnden Krisengewinnen von Milliardären andererseits etwas entgegensetzen.

  • Klimakiller Reichtum: Ein Milliardär verursacht so viel Treibhausgase wie eine Million Menschen – Pressemitteilung Oxfam

    125 Milliardär*innen verursachen jährlich 393 Millionen Tonnen an Treibhausgasen – so viel wie ganz Frankreich. Jede*r von ihnen ist im Durchschnitt wegen seiner/ihrer Investitionen für so viele Emissionen verantwortlich, wie eine Million Menschen aus den ärmeren 90 Prozent der Weltbevölkerung. Das geht aus dem Bericht „Carbon Billionaires: The investment emissions of World’s richest people” hervor, den die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam anlässlich der UN-Weltklimakonferenz COP 27 in Scharm El-Scheich veröffentlicht. 

  • "Nicht geselllschaftsfähig. Tod, Verlust, Trauer und das Leben" © Schwarwel 2022

    Der Tod des Vaters – aus „NICHT GESELLSCHAFTSFÄHIG. TOD, VERLUST, TRAUER und das LEBEN“

    Am 23. August 2022 erschien das zweite Buch in der Reihe #nichtgesellschaftsfähig „Tod, Verlust, Trauer und das Leben“. Sandra Strauß und Schwarwel haben erneut eine über 600-seitige Anthologie mit Texten herausgegeben, die ein Thema behandeln, das scheinbar nicht gesellschaftsfähig ist. Dieser Text ist für dieses Buch geschrieben worden. … „Warum sollte ich um einen Mann trauern, den ich gar nicht kannte? Wir waren vorher, in der Kapelle eher heiter. Lachten davor sogar kurz. Nur der kurze Moment der Stille im Dunklen, von ein paar Kerzen leicht erhellten Rundbau, unterbricht die vermeintlich fröhliche Stimmung. Nur dieser Moment. Ungläubige Blicke des Bestatters.“

Aktuelle Nachrichten

  • Tagesschau
  • Leipziger Internetzeitung
  • Error
  • junge welt
  • Granma International
  • Error
  • Der Freitag
Liveblog: ++ Biden besorgt über Atomwaffen in Belarus ++
29 März 2023
Liveblog: ++ Biden besorgt über Atomwaffen in Belarus ++
US-Präsident Biden nennt Putins Aussagen zu einer Atomwaffen-Stationierung in Belarus "gefährlich". Die russische Botschaft wirft den USA vor, ihre angebliche Beteiligung an der Nord-Stream-Explosion herunterzuspielen. Alle Entwicklungen im Liveblog.
Kommentar zum Koalitionsausschuss: Auf dem Boden der politischen Tatsachen
29 März 2023
Kommentar zum Koalitionsausschuss: Auf dem Boden der politischen Tatsachen
Mit ihrer Einigung nach der Marathonsitzung ist die Ampelkoalition endgültig zurück auf dem Boden der parteipolitischen Tatsachen, meint Hans-Joachim Vieweger. Vom "neuen Politikstil" ist angesichts der klaffenden Meinungsverschiedenheiten nichts mehr übrig.
Einigung im Koalitionsausschuss: Das Grundproblem der Ampel bleibt
29 März 2023
Einigung im Koalitionsausschuss: Das Grundproblem der Ampel bleibt
Nach ihrer Marathonsitzung hat sich die Ampel nun also doch noch auf ein Maßnahmenpaket geeinigt - und sich anschließend um ein Bild der Einigkeit bemüht. Doch das Grundproblem der Koalition zeigte sich auch in diesen Beschlüssen. Von Kirsten Girschick.
Marktbericht: Wall Street gibt nach
28 März 2023
Marktbericht: Wall Street gibt nach
An der Wall Street kehrte nach dem jüngsten Jubel über die Bankenrettungen heute wieder mehr Skepsis ein. Ist die Bankenkrise wirklich schon überwunden? Auch der DAX schwächelte im Verlauf.
Bundeswehr verabschiedet Lambrecht mit Großem Zapfenstreich
28 März 2023
Bundeswehr verabschiedet Lambrecht mit Großem Zapfenstreich
Mit einem Großen Zapfenstreich ist die zurückgetretene Verteidigungsministerin Lambrecht aus dem Amt verabschiedet worden. Als Musik wünschte sie sich unter anderem "Niemals geht man so ganz" von Trude Herr.
Verbraucherzentrale Sachsen nimmt Stellung zur EU-Verbandsklagenrichtlinie
28 März 2023 - Pressemeldung

Zu wenig Zinsen, einseitige Vertragskündigung, irreführende  Werbeversprechen, Preissteigerung trotz Preisgarantie, ausbleibende Rückzahlung bei abgesagten Veranstaltungen: Durch rechtswidriges Verhalten von Unternehmen werden oft tausende Betroffene geschädigt. Aktuell verfolgt aber kaum jemand die eigenen Ansprüche allein gegen scheinbar übermächtige Firmen. Das Klage- und Kostenrisiko scheint einfach unverhältnismäßig groß. Diesen Missstand will die Europäische Union mit der bereits […]

Der Beitrag Verbraucherzentrale Sachsen nimmt Stellung zur EU-Verbandsklagenrichtlinie erschien zuerst auf Leipziger Zeitung.

Tourismusministerin Barbara Klepsch startet Masterplan Tourismus Sachsen
28 März 2023 - Pressemeldung

Die Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus Barbara Klepsch hat gestern (27. März 2023) in Dresden den Prozess zum Masterplan Tourismus für Sachsen gestartet. Als tourismuspolitische Strategie soll der Masterplan die Grundlage für alle am Tourismus Beteiligten für die nächsten Jahre sein. Die neue Strategie löst die derzeit gültige „Tourismusstrategie 2025“ des Freistaates Sachsen ab. […]

Der Beitrag Tourismusministerin Barbara Klepsch startet Masterplan Tourismus Sachsen erschien zuerst auf Leipziger Zeitung.

Organisation des Leipziger Rettungsdienstes wird angepasst
28 März 2023 - Pressemeldung

Die Organisation des Leipziger Rettungsdienstes wird optimiert und den künftigen Gegebenheiten angepasst. Den vom 1. Juli 2024 bis 30. Juni 2031 geltenden Bereichsplan der Stadt Leipzig haben Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal und Axel Schuh, Leiter der Branddirektion, heute gemeinsam vorgestellt. „Der Rettungsdienst steht vor einer grundsätzlichen Neuordnung“, erläutert Heiko Rosenthal. „Das 2019 vom Stadtrat beauftragte Gutachten […]

Der Beitrag Organisation des Leipziger Rettungsdienstes wird angepasst erschien zuerst auf Leipziger Zeitung.

Freigabe zur Anhörung: Verfassungstreuecheck wird konkret
28 März 2023 - Pressemeldung

Der Verfassungstreuecheck für den Polizei- und Justizvollzugsdienst wird konkret. Das Kabinett hat das Gesetzespaket heute zur Anhörung freigegeben. Innenminister Armin Schuster macht unmissverständlich deutlich: „Für Verfassungsfeinde ist im Staatsdienst kein Platz! Hieran besteht völlig zurecht ein herausragendes öffentliches Interesse.“ Schuster weiter: „Ziel des Gesetzespakets ist es, Verfassungsfeinde vor Einstellung in den Polizei- bzw. den Justizvollzugsdienst […]

Der Beitrag Freigabe zur Anhörung: Verfassungstreuecheck wird konkret erschien zuerst auf Leipziger Zeitung.

Bärenherz Sommernacht am 6. Mai: Benefiz-Abend für Leipziger Kinderhospiz Bärenherz mit prominenten Gästen
28 März 2023 - Pressemeldung

Am 6. Mai 2023 findet im gläsernen Mediengarten der „Media City Leipzig“ die 5. Bärenherz Sommernacht statt. Mit ihrer Teilnahme setzen sich Gäste direkt für unheilbar kranke Kinder und ihre Familien ein: Der Erlös der Benefiz-Veranstaltung kommt dem Kinderhospiz Bärenherz Leipzig zugute, das auf Spenden dringend angewiesen ist. In diesem Jahr steht die Bärenherz Sommernacht […]

Der Beitrag Bärenherz Sommernacht am 6. Mai: Benefiz-Abend für Leipziger Kinderhospiz Bärenherz mit prominenten Gästen erschien zuerst auf Leipziger Zeitung.

RSS Error: WP HTTP Error: cURL error 7: Failed to connect to www.dielinke-sachsen.de port 443 after 24 ms: Couldn't connect to server

Aufstand gegen Macron: Millionen gegen Macron
28 März 2023
Aufstand gegen Macron: Millionen gegen Macron
In Frankreich protestieren weiterhin landesweit Millionen Menschen gegen die Regierung von Emmanuel Macron. Schüler und Studenten unterstützen Arbeiter bei Streiks und Blockaden.
Kommentar: Betrügerisches Geschick
28 März 2023
Kommentar: Betrügerisches Geschick
Zum Glück darf man davon ausgehen, dass sich die Organisatoren der Massenproteste vom Opportunismus der großen Oppositionsparteien nicht irremachen lassen werden.
Porträt: Durchstarter des Tages: Slawomir Mentzen [Online-Abo]
28 März 2023
Porträt: Durchstarter des Tages: Slawomir Mentzen [Online-Abo]
Polens neuer politischer Shootingstar nimmt den Liberalen die Kritik an der regierenden PiS weg, seine Wählerschaft ist sehr geschlechtsspezifisch.
Hausgemachte soziale Krise: »Es gibt Eltern, die tagelang nichts gegessen haben«
28 März 2023
Hausgemachte soziale Krise: »Es gibt Eltern, die tagelang nichts gegessen haben«
In Nordirland sind längst auch arbeitende Menschen von Armut betroffen. Ein Gespräch mit Paul Doherty, Gründer der Suppenküche »Foodstock« und Kandidat der sozialdemokratischen SDLP für die Gemeinderatswahlen.
Armut in britischer Provinz: Suizid und Suppenküche [Online-Abo]
28 März 2023
Armut in britischer Provinz: Suizid und Suppenküche [Online-Abo]
Nordirland ist besonders hart von Verarmung im Vereinigten Königreich betroffen. Die politische Ausgrenzung der linksrepublikanischen Partei Sinn Féin verhindert eine Lösung.
Maduro lobte "den demokratischen und pazifistischen Geist" der kubanischen Wahlen
28 März 2023 - Laura Mercedes Giráldez

Über seinen Twitter-Account übermittelte er seine Grüße nach der Veröffentlichung des vorläufigen Berichts des Nationalen Wahlrats

Das Volk hat Farbe bekannt und Kuba hat gewonnen
28 März 2023 - Oscar Sánchez Serra

Diejenigen, die Enthaltungen oder Gleichgültigkeit erwartet hatten, wurden eines Besseren belehrt

Nationale Wahlen in Kuba mit hoher Wahlbeteiligung
27 März 2023 - Redacción Digital

Mit der Teilnahme von 6.164.876 Kubanern an den gestrigen Wahlen schloss Kuba die Wahl der Abgeordneten für die Nationalversammlung der Volksmacht (Parlament) mit einer Beteiligung von 75,92 Prozent der Gesamtzahl der registrierten Wähler ab, gab heute Alina Balseiro Gutiérrez, Präsidentin des Nationalen Wahlrates (CEN), bekannt

Díaz-Canel hebt enge Beziehung zwischen FAO und Kuba hervor
28 März 2023 - Yaima Puig Meneses

Díaz-Canel dankte der FAO für die Unterstützung, die das kubanische Volk in den schwierigen Zeiten des Jahres 2022 erhalten hat

Raúl war der erste in seinem Wahllokal
27 März 2023 - Yudy Castro Morales

Armeegeneral Raúl Castro Ruz, Führer der kubanischen Revolution, hat sein Wahlrecht im Wahllokal Nr. 2 des Wahlkreises 60 im Bezirk Siboney im Stadtteil Playa der kubanischen Hauptstadt ausgeübt

RSS Error: A feed could not be found at `https://taz.de/rss.xml`; the status code is `403` and content-type is `text/html; charset=iso-8859-1`

Ukraine-Krieg | Russische Soldaten werfen Kommandeuren Rückzugsblockade vor
28 März 2023 - Pjotr Sauer
Ukraine-Krieg | Russische Soldaten werfen Kommandeuren Rückzugsblockade vor
Mitglieder einer russischen Sturmtruppe behaupten in einem Video, dass sie durch „Blockadeeinheiten“ am Rückzug gehindert wurden, nachdem sie in der Ostukraine große Verluste erlitten hatten. Vorgesetzte hätten „uns hinrichten wollen“ Russische Soldaten werfen Kommandeuren Rückzugsblockade vor

Mitglieder einer kürzlich gegründeten russischen Sturmtruppe werfen ihren Kommandeuren vor, sie nach „großen Verlusten“ in der Ostukraine am Rückzug gehindert zu haben. Sie hätten dazu Truppen eingesetzt und ihnen mit dem Tod gedroht. In einem an den russischen Präsidenten Wladimir Putin adressierten Video bezeichnen sich rund zwei Dutzend Männer in Militäruniform als überlebende Mitglieder von „Sturm“, einer Einheit, die dem Verteidigungsministerium zugeordnet ist.

„Wir waren vierzehn Tage lang offenem Mörser- und Artilleriebeschuss ausgesetzt“, berichtet der russische Soldat Alexander Gorin in dem Beschwerdevideo, das am Freitag zunächst auf russischen Telegram-Kanälen veröffentlicht wurde. „Wir hatten hohe Verluste erlitten. 34 Männer wurden verletzt und 22 starben, darunter auch unser Kommandant“. Vor Beginn der Militäroperationen bestand die Einheit aus 161 Männern, erklärte ein weiterer Soldat.

Laut Gorin trafen die überlebenden Männer die Entscheidung, sich zurück zum russischen Hauptquartier zu begeben, doch der Rückzug wurde von ihren Vorgesetzten blockiert: „Sie stationierten Blockadetruppen hinter uns und ließen uns unsere Position nicht verlassen … Sie drohten, uns einen nach dem anderen und als Einheit zu zerstören. Sie wollen uns als Zeugen einer völlig verantwortungslosen kriminellen Führung hinrichten.“

Barrieretruppen oder Anti-Rückzugstruppen sind Militäreinheiten, die hinter den Truppen an der Front platziert werden, um die Disziplin aufrechtzuerhalten und zu verhindern, dass Soldaten fliehen. „Unsere Kommandeure sind eine kriminelle Organisation. Man kann es nicht anders bezeichnen“, fügte ein weiterer russischer Soldat hinzu, der sich als Sergei Moldanow vorstellte.

The Guardian identifizierte acht Männer in dem Video. Als sie kontaktiert wurden, bestätigten drei, dass sie Mitglieder von „Sturm“ waren und bestätigten, was im Video-Clip berichtet wurde. Die Männer, die anonym bleiben wollen, erklärten, sie seien mittlerweile von der Front zurückgeholt worden.

Schlechte Moral in russischer Truppe

Die Einheit „Sturm“ wurde im Januar vom russischen Verteidigungsministerium gegründet, um an der zermürbenden Winteroffensive Moskaus in der Ostukraine teilzunehmen. Damals erklärte das Ministerium, die Einheit sei „speziell dafür konzipiert, die komplexesten und am besten organisierten Verteidigungsbereiche der ukrainischen Streitkräfte zu durchbrechen“. Laut Berichten russischer Medien und Fotos, die in den sozialen Medien-Accounts einiger der Kämpfer veröffentlicht wurden, besteht die Einheit zum Großteil aus russischen Veteranen, die an Russlands erstem Angriff gegen die Ukraine 2014 beteiligt waren.

Die „Sturm“-Soldaten in dem Video behaupten, gezwungen worden zu sein, ihren Kommandeuren Geld zu geben. Wer sich geweigert habe, sei an die Front geschickt worden. Ihr Appell ist der jüngste in einer steten Folge ähnlicher, seit Januar aufgetauchter Videos, in denen sich russische Soldaten über ihre schlechte Behandlung beklagen.

Während Moskaus Winteroffensive in der Ostukraine veröffentlicht, weist das Video darauf hin, dass die russischen Truppen weiter unter schwacher Moral und schlechtem Management leiden. Die Bilder sind zudem Zeugnisse für Moskaus Bereitschaft, im Bestreben, die ukrainische Verteidigung zu durchbrechen, Soldaten an Positionen zu schicken, an denen ihnen der sichere Tod droht.

Bereits im November sprach das britische Verteidigungsministerium davon, dass die russische Armee wahrscheinlich begonnen habe, Barrieretruppen oder „Blockadeeinheiten“ einzusetzen. „Die Taktik, Deserteure zu erschießen, zeugt wahrscheinlich von niedriger Qualität, schlechter Moral und fehlender Disziplin in den russischen Streitkräften zu“, hieß es in einem Statement des Ministeriums.

Umstrukturierung der russischen Militär-Führungsriege

Unterdessen weist der Kreml Berichte weitgehend zurück, nach denen die russische Armee in der Ukraine wegen schlechter Bedingungen und niedriger Moral Probleme mit Desertationen hat. „Gibt es Männer, die ihre Kampfposten verlassen? Ja, das ist vorgekommen … aber mittlerweile immer weniger“, sagte Putin Ende vergangenen Jahres dazu. „Ich wiederhole noch einmal, dass solche Fälle von Desertation nichts Massenhaftes haben.“ Der russische Präsident behauptete zudem, die Ukraine setze ihrerseits Barrieretruppen ein, die „ihre eigenen Soldaten in den Rücken schießen“.

Unterstützt von der paramilitärischen Gruppe Wagner hat die russische Armee seit über zwei Monaten zehntausende Soldaten in den Kampf geschickt, um in der Region Donbass Land zu gewinnen. Doch Moskaus Offensive entlang eines 160 Meilen (257,5 Kilometer) langen Bogens in der Ostukraine hat nur minimale Fortschritte gebracht, dafür aber gewaltige Kosten verursacht. Westliche Stellen schätzen, dass auf russischer Seite bis zu 200.000 Menschen getötet oder verletzt wurden.

Ein weiteres Zeichen für die Unzufriedenheit Moskaus mit dem Stand der Kämpfe: Laut russischen Medienberichten von Sonntag soll Verteidigungsminister Sergei Schoigu den Kommandeur des russischen östlichen Militärdistrikts, Generalleutnant Rusam Muradow, gefeuert haben.

Seine Entlassung ist die jüngste Umstrukturierung der russischen Militär-Führungsriege inmitten einer Reihe von Kampf-Rückschlägen. Dem Kreml nahestehende Kriegsbefürworter brachten Muradows Entlassung mit seinen erfolglosen Versuchen in Verbindung, die Stadt Wuhledar in der Region Donezk einzunehmen. Unter Muradows Kommando soll Russland während dreiwöchigen Kampfhandlungen in Wuhledar im vergangenen Monat mehr als 100 Panzer und Schützenpanzer verloren haben.

Lesen Sie mehr in der aktuellen Ausgabe des Freitag.

Kulturkommentar | Oberbürgermeister in Frankfurt: Das gallische Dorf wählt Mike Josef
28 März 2023 - Eckhart Nickel
Kulturkommentar | Oberbürgermeister in Frankfurt: Das gallische Dorf wählt Mike Josef
Die alte Sponti-Metropole Frankfurt feiert den neuen Oberbürgermeister Mike Josef und kann sich ihren Zaubertrank endlich wieder schmecken lassen Oberbürgermeister in Frankfurt: Das gallische Dorf wählt Mike Josef

Beim Teutates! Ähnelt Frankfurt am Main bei genauerem Hinsehen nicht ganz frappierend jenem berühmten gallischen Dorf aus der Hand eines Meisterzeichners? Wie das wehrhafte Dorf liegt es an der äußersten Grenze des Römischen Reiches (diesseits des Limes) und entzieht sich im Lauf der Geschichte genauso hartnäckig der Besetzung (durch herrschsüchtige Imperatoren, Lange Kerls, wen auch immer).

Selbst die von den Hugenotten hinterlassenen elegant-gallischen Sprachspuren (z. B. Portefeller = Portefeuillle/Feintäschner), könnten als Indiz dafür gelten, dass sich das Leben an der Furt der Franken oftmals aufführt, als nähme Uderzo es mit dem karikaturistischen Vergrößerungsglas seiner Cartoonwelt wahr. Das geht vom südlichen Flussufer, das hier bescheiden „Das Nizza“ heißt, bis ins Rathaus, das noch bescheidener „Der Römer“ genannt wird. Wer hier sein ehrwürdiges Amt als Oberbürgermeister(in) antreten will, schultert nicht nur sprichwörtlich die Last politischer Verantwortung, sondern muss auch die Frankfurter Goldkette des Würdenträgers modisch zu kombinieren wissen.

Das prunkige Kleinod aus 18 Karat mit dem Elfenbeinmedaillon des Römer über dem Stadtwappen ist über hundert Jahre alt, wiegt fast ein Kilo und macht aus Bürgermeistern sofort Meisterbürger oder gleich Häuptling Majestix daselbst. Ist Goethe dann der Literatur-Druide und die magische Grüne Soße sein sieben Kräuter starker Zaubertrank? Haben Landesväter wie „der Holger“ mit Dachlatten Politik gemacht, weil sie als Kind wie Obelix in den Zaubertrank gefallen sind? Genau wie „Dynamit Rudi“, eine andere überlebensgroße Figur meiner Frankfurter Kindheit? Der erlangte seinen Spitznamen vor der Zeit als Oberbürgermeister, weil er vorgeschlagen hatte, die im 2. Weltkrieg bis auf die Grundmauern zerstörte Alte Oper zu sprengen. Typisch Frankfurt, dass er die Restaurierung des Schmuckstücks dann doch noch mit auf den Weg gebracht hat.

Vielleicht ist es ja den Wolkenkratzern der hollywoodtauglichen Skyline zu verdanken, dass hier Politiker sogar Schauspieler sein dürfen und dabei mit Batschkapp und Lederjacke als Taxifahrer fast aussehen wie Marlon Brando in The Wild One. Kein Wunder, wenn man wie „der Joschka“ damals mit „dem roten Dany“ im Denk-Cafè namens „Größenwahn“ abhängt, eine Nordend-Institution, die zu Frankfurt gehört wie Wacker’s Kaffeegeschäft am Kornmarkt und Ernos Bistro im Westend.

Dieser Vornamen-Wahn überhaupt! Nur in einer alten Sponti-Metropole, wo man sich im nebligen November beim nächtlichen Fassadenblick nach oben in Gotham City wähnt, während unten das Speiselokal „Mutter Ernst“ heimleuchtet, kann „die Petra“ als konservative Sonnenkönigin im Römer drei Amtszeiten und sagenhafte 17 Jahre lang (länger als Kohl und Merkel!) regieren. Und ihr Nachfolger als hoffentlich letzter Repräsentant des lokal leider stark herausgebildeten Parteienfilz, ein geschmacklich eher unschönes Stöffsche ohne jegliche Bembeltauglichkeit, von der mündigen Bürgerschaft abgewählt werden.

Als am vergangenen Sonntagabend unweit der Wiege deutscher Demokratie ein frisch gebackener Oberbürgermeister mit „Mike, Mike, Mike“-Rufen gefeiert wird, für den auch der einstige OB von Schoeler „der schöne Andi“ auf Plakaten warb, ist Frankfurt wieder ganz bei sich. Höchste Zeit für einen Schluck Zaubertrank? Mike Josef, der einer syrischen Flüchtlingsfamilie entstammt, schlug in seinen Dankesworten einen erfrischend uncartoonigen Ton an, indem er dem herbeigesehnten Neuanfang einen Namen gab: Demut vor dem Amt.

Eckhart Nickel ist gebürtiger (intra muros) und überzeugter Frankfurter. Sein letzter Roman „Spitzweg“ stand 2022 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises

Lesen Sie mehr in der aktuellen Ausgabe des Freitag.

A-Z | Von Maigret bis Miss Merkel: Alles über Kommissar:innen
28 März 2023 - der Freitag
A-Z | Von Maigret bis Miss Merkel: Alles über Kommissar:innen
Gérard Depardieu begeistert als Kultkommissar Maigret und Katharina Thalbach ermittelt als Miss Merkel. Und wer macht den Kriminellen sonst noch Beine? Ein Lexikon der Kommissar:innen Von Maigret bis Miss Merkel: Alles über Kommissar:innenA

Ausweis In seiner Jugend, lange bevor er den Münchner Kommissar Herbert Keller verkörperte, war der Schauspieler Erik Ode (1910 – 1983) ein radikaler Kopf. Er trat im politischen Kabarett auf und kassierte im „Blutmai“ 1929 als Jugendfunktionär der Revolutionären Gewerkschafts-Opposition Prügel von der SA. Damit war es 1933 vorbei. Ode passte sich an und spielte Theater. Auch bei der Truppenbetreuung. Den RGO-Ausweis aber behielt er. Als er 1945 in Fürstenwalde interniert war, konnte Ode mit dem zerfledderten Papier den sowjetischen Kommandanten beeindrucken, durfte das Unterhaltungsprogramm für die Gefangenen organisieren und wurde vorzeitig entlassen. Ein Vierteljahrhundert später spielte er in Der Kommissar die Rolle seines Lebens. Erfunden hatte die ZDF-Serie (➝ Rosa Roth) der Autor Herbert Reinecker, einst Kriegsberichterstatter in einer Propagandakompanie der Waffen-SS. Joachim Feldmann

B

Brunetti Commissario Guido Brunetti ist eine Schöpfung der US-amerikanisch-schweizerischen Autorin Donna Leon, der für deutsche Fernsehzuschauer:innen mit seinem Darsteller Uwe Kockisch verschmilzt: einem Beamten, der in Venedig ermittelt. Den Italiener nehme ich ihm nicht recht ab, anders als seinem von Michael Degen gespielten Vorgesetzten, aber Kockisch ist einer der Kommissare mit Ausstrahlung, denen man einfach gern bei der Arbeit zuschaut. Weil er meistens korrupte Machtverhältnisse aufdeckt, ließ Donna Leon die Romane lieber nicht auf Italienisch erscheinen. Doch auch von ihrer Opernleidenschaft ist er gezeichnet, so tritt in drei Folgen eine berühmte Sängerin italienischer Opern auf. Einmal fällt es einer Stalkerin ein, ihr zur Tötung des bösen Polizeipräsidenten in Puccinis Tosca statt des Theatermessers ein echtes zuzuspielen – Brunetti war gewarnt und ist zur Stelle, während sein fauler Chef der Oper zuschaut und hinterher sagt, na sehen Sie mal, ist doch gar nichts passiert! Michael Jäger

D

Dauerbrenner 2018 übertrug John, ein Sohn von Georges Simenon dem frisch gegründeten Kampa-Verlag in Zürich die Rechte am unglaublichen Œuvre seines Vaters, bestehend aus den Maigret-Krimis und Non-Maigrets. Damals noch im Souterrain seines Wohnhauses gelegen, konnte der Verlag von Daniel Kampa gleich mit Erfolg aufwarten. Simenon, der Maigret Ende der 1920er Jahre erfand, ließ ihn in 75 Romanen und 28 Erzählungen erscheinen und sukzessive Fälle lösen. Mehr als 40 Jahre begleitete den belgischen Schriftsteller jener weise Ermittler mit stämmiger Figur, Hut, Pfeife und dem typischen Trenchcoat, der im Wind weht, während sein Besitzer in stoischer Ruhe seine Fälle löst. Entgegen dem Whodunit-Prinzip lag Simenons Intention auf den psychologischen Konstellationen eines Verbrechens.2018 begann Walter Kreye mit der Neuvertonung des Simenon-Gesamtwerks. Kreye, auch in seiner Rolle als Kommissar in Der Alte bekannt, stand grad auf der Leiter seiner Bibliothek, als ihn, den Maigret-Leser, die Anfrage per Telefon erreichte.

Am 30. März übernimmt nun ein weiterer Doyen der Schauspielerei (➝ Piccoli) die Rolle des ewigen Kommissars: Gérard Depardieu! Der Trailer lässt Großes erwarten. Jan C. Behmann

F

Falco Im Dezember 1981 schnellte Falco mit seinem Kommissar in die Charts – der erste Hit eines weißen Rappers. Mit dem Song schrieb Falco Geschichte, sein Album Einzelhaft wurde zum Topseller in Österreich, Deutschland, Spanien, Italien und Japan. Als „Godfather des weißen Rap“ hat er sich mal selbst bezeichnet – das Stück entstand für eine Folge von „Kottan ermittelt“, in der Falco den Pianisten einer Polizeiband spielte. Natürlich war die Hookline dreist geklaut – und zwar von Rick James’ Song Super Freak, der wenige Monate zuvor erschienen war. Doch das störte niemanden – Falcos Pop-Funk-Rap auf Hochdeutsch, Wienerisch und Englisch ging sogar in Australien und den USA durch die Decke: „Sie sagt: ‚Baby, you know / I miss my funky friends‘ / Sie meint Jack und Joe und Jill. / Mein Funkverständnis / Ja, das reicht zur Not / Ich überreiss’, was sie jetzt will.“ Marc Peschke

K

Kinderkommissare Oskar ist hoch-, Rico tiefbegabt. Oskar kann sich ausdrücken und alles erklären. Rico hat seine eigenen Wörter. Tieferschatten, Herzgebreche. Sie freunden sich an. Beide sind Schlüsselkinder. Viel beschäftigter Vater, alleinerziehende Mutter. Sie kommen finsteren Geheimnissen auf die Spur und leuchten sie aus, die Tieferschatten. Drei Andreas-Steinhöfel-Romane sind verfilmt. Thalbach (➝ Miss Merkel), Prahl, Herfurth, Peschel usw. Anschauen! Alle anderen deutschen Krimis könnt ihr vergessen. Michael Suckow

M

Miss Merkel „Uckermärkische Blendgranate“ nannte der Kabarettist Urban Priol die Kanzlerin manchmal. Der Schriftsteller David Safir aber hatte einen Geistesblitz und verschaffte in seinen Krimis der Ex-Kanzlerin einen neuen Job in der Provinz als ermittelnde Privatdetektivin. Der Mord an einem Schlossherren unterbricht die angestrebte Beschaulichkeit mit Ehemann Achim – Puffel genannt – und Mops Putin (jetzt umbenannt in „Helmut“). Merkel muss eingreifen, weil der Kommissar ein Trottel ist. Mit Puffel und dem Personenschützer Mike löst sie den Fall. Das alles geht einher mit kleinen Seitenhieben auf die Politik und tut nicht weh. Verfilmt ist das erste Werk mit Katharina Thalbach in der Titelrolle (➝ Kinderkommissare). Magda Geisler

O

Onkel Oli „Bist du im Einsatz?“, fragte ich ihn damals, in meiner rebellischen Phase, kurz vor dem 1. Mai. „Klar“, sagte mein Onkel. „Würdest du mich festnehmen?“– „Logo! Wenn meine Nichte da rumläuft und mit Steinen wirft ...“ – „Ich würde sie ja nicht auf dich werfen!“ Als Kind habe ich ihn mal in der waldgrünen Uniform der Volkspolizei gesehen, später wurde er von der Berliner Kriminalpolizei übernommen und war ziemlich stolz. Dass ich einen Bullen in der Familie hatte, fand ich dramatisch, als ich in den 90ern die Räumung der Mainzer Straße gesehen hatte, viel Rio Reiser hörte und auf 1.-Mai-Demos ging. Tränengas, Wasserwerfer. Wir bewarfen uns mit Argumenten und rauchten WEST-Zigaretten, die er vom Polenmarkt holte. Mein Onkel wurde dann feierlich zum Kriminalhauptkommissar ernannt, die höchste Stufe in seinem Dienstgrad (in der DDR hieß es Hauptmann). 15 Jahre lang verfolgte er Auto- und Fahrraddiebe. Jetzt ist er in Pension, steht auf dem Balkon und hilft manchmal bei der Tafel. Maxi Leinkauf

P

Piccoli Die fiebrige Spannung zwischen dem Kommissar Max und der Prostituierten Lili (Romy Schneider) resultiert in Claude Sautets Film Das Mädchen und der Kommissar aus Lilis Sinnlichkeit. Sie erforderte umso mehr seine Contenance, die Michel Piccoli in allen Rollen anhaftete wie Siegfried das Lindenblatt. Noch im Showdown schaut Piccoli, als könne ihn selbst der Tod nicht erschüttern – eine Eigenschaft, die Kommissaren natürlich besonders gut steht. Beate Tröger

Prochorow Hauptmann Prochorow, eine Art Sancho Panza ohne Don Quijote, schippert in dieser sowjetischen Miniserie (1977) von Wil Lipatow auf dem Ob zu einem sibirischen Dorf. Blockhäuser, gemächliche Menschen, ein pedantischer Milizionär erwarten ihn. Und ein toter junger Mann, Jewgeni, ein idealistischer Komsomolze, der eine örtliche Autoritätsperson der privaten Bereicherung bezichtigt hatte. Unfall oder Mord? Das bleibt ungeklärt. Aber der korrupte Direktor der Forstwirtschaft wird entlarvt. Michael Suckow

R

Rosa Roth Auch im Krimi stießen Frauen lange an die gläserne Decke. Wie alles galt Mörderjagd lange als pure Männerdomäne, Frauen assistierten allenfalls oder erledigten im Büro den Papierkram. Mit Vera Arndt, gespielt von Sigrid Göhler, trat 1971 im „Polizeiruf 110“ die erste Kriminalistin im DDR-Fernsehen auf. Der „Tatort“ im Westen zog nach. Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) wurde später im Ludwigshafen-Tatort eine starke Frontfrau. Auch wenn ihr oft ein Mann als Kontrapunkt zur Seite gestellt wurde. Doch ab 1994 wurde die Serie Rosa Roth stilprägend: Eine souveräne, kluge und selbstbewusste Frau bewegt sich durch die Männerwelt aus Polizei und Verbrechern. Iris Berben spielte diese Frau in der bis 2013 im ZDF ausgestrahlten Serie. Die ebenso famose Hannelore Elsner agierte wiederum im ARD-Pendant als Grande Dame des Kommissariats. Ihre Lea Sommer ermittelte als Die Kommissarin acht Staffeln lang.

Mittlerweile wird das Team des Dresden-Tatorts von einem weiblichen Duo angeführt. Während im Berliner Spin-off der ARD-Sonntagsklassiker bisher Meret Becker als Nina Rubin ermittelte, wird ab April 2023 Corinna Harfouch als Ermittlerin Susanne Bonard auftreten – „eine ehemalige LKA-Größe“, heißt es in der Ankündigung. Harfouch hat übrigens Krimierfahrung. Als Kommissarin Eva Blond machte sie in der gleichnamigen Sat.1-Serie Verbrecher dingfest. Im Grunde eine Rosa Roth des Privatfernsehens. Tobias Prüwer

S

Saga Norén Die Brücke ist eine dänisch-schwedisch-deutsche Krimiserie und eine klassische Vertreterin des Genres Scandi Noir. Passend zum detailgenauen, schonungslosen Realismus dieser Serie ist die ungewöhnliche und befremdliche Hauptfigur – Kommissarin Saga Norén (fabelhaft: Sofia Helin). Die ironiefreie, radikal ehrliche, rationale Schwedin ist ungekämmt, ungeschminkt, trägt immer die gleiche schwarze Lederhose. Wenn sie nach einem Schnuppern an den Achseln doch mal den Pullover wechselt, tut sie das ungeniert im Büro vor allen Leuten. Soziale Interaktion ist nicht ihre Sache, Humor auch nicht. Und schon gar nicht Flirten. Sie holt sich Sex in der nächsten Bar, kommt direkt zur Sache und widmet sich anschließend wieder ihrer Arbeit. Empathie zu zeigen, fällt ihr schwer, Smalltalk geht gar nicht. Die Frau ist fokussiert (➝ Rosa Roth). Immer Zahlen, Fakten und Statistiken auf Lager, zweifelt man keine Sekunde an ihrer überragenden Kompetenz. Unbedingte Liebeserklärung. Elke Allenstein

Z

Zu Hause „Heute gehen wir gar nicht raus / Wir bleiben im Pyjama zu Hause / Nur wir zwei, wie im Traum / Und Columbo schauen.“ Seltsame Vorstellung von Romantik, die die österreichische Band Wanda (➝ Falco) im Song Columbo da besingt. Er hielt sich satte 33 Wochen auf Platz 1 der österreichischen Charts. Post-Hipster-Ironie oder nur traurige Suche nach Gewissheit im unübersichtlichen 21. Jahrhundert? Sollte der intelligente, angetrottelt wirkende Kommissar wirklich noch solchen Charme versprühen, dass man ihn beim Date zusammen schaut? Oder liegt es an der Machart: In jeder Folge erfahren die Zuschauer zu Beginn, wer der Mörder ist. Man ist also beruhigt, dass der Fall gelöst wird. Tobias Prüwer

Lesen Sie mehr in der aktuellen Ausgabe des Freitag.

Spieleindustrie | Green Gaming: Endgegner Klimawandel
28 März 2023 - Nora Beyer
Spieleindustrie | Green Gaming: Endgegner Klimawandel
Die Gaming-Branche will ökologischer werden und pflanzt Bäume. Doch grün ist die Spieleindustrie noch lange nicht. Was muss passieren, damit Zocken am PC und der Konsole dem Planeten nicht schadet? Green Gaming: Endgegner Klimawandel

Schief zusammengezimmerte Hütten stehen neben halb zerfallenen Reaktortürmen, an denen Moos in den Himmel wächst. Dazwischen laufen Menschen in Lumpen durch karge Landschaften. So sieht eine typische Szene in dem 2021 erschienenen Strategie-Spiel Endzone – A World Apart aus. Die Aufgabe der Spielenden ist es, nach einer postnuklearen Katastrophe die Zivilisation wieder aufzubauen. Dabei geht es nicht nur um düstere Endzeitstimmung, sondern auch darum, mehr Bewusstsein für die Folgen des Klimawandels zu schaffen. „Wir haben gemerkt, dass dieses Thema und die gesellschaftliche Debatte darüber eine große Resonanz auch innerhalb unseres Teams hatten“, sagt der Entwickler Matthias Guntrum. Daraus habe sich die Idee entwickelt, ein Survival-Spiel zu schaffen, das sich mit der Frage beschäftigt: Wie schlimm kann es werden, wenn alles schiefläuft?

Für rund zehn Euro mehr kann man die „Save The World“-Edition des Spiels erwerben. Für jede verkaufte Kopie wird in Kooperation mit der gemeinnützigen Organisation One Tree Planted ein Baum gepflanzt: Bis dato sind es über 60.000. Wer also etwas tiefer in die Tasche greift, kann durch das Zocken von Endzone richtig was tun für die Umwelt. Doch können Spiele eine moralische Lehrinstanz und ein Taktgeber in Sachen Klimawandel sein?

Was ungewöhnlich klingt, ist längst kein Einzelfall mehr. Green Gaming heißt der Trend, an dem sich mittlerweile viele Spieleentwicker:innen beteiligen. Das US-Unternehmen Niantic nutzt seinen Kassenschlager Pokémon GO, um Baumpflanz-Initiativen zu unterstützen. Und wer sich 2019 auf der Gamescom für den Endzeit-Shooter DOOM Eternal interessierte, wurde mit einer ungewöhnlichen Marketing-Strategie überrascht: Anstatt Merchandise-Produkte herauszugeben, wurden für jede:n Spieler:in am Messestand 0,666 Quadratmeter Waldfläche gepflanzt. Die drei Sechsen waren eine lustig gemeinte Anspielung auf die teuflischen Heerscharen, gegen die man in DOOM antreten muss. Nachhaltigkeit ist in der Games-Branche zum Buzzword geworden. Fragt sich: Ist das Greenwashing? Oder kann Green Gaming tatsächlich einen Unterschied machen für unseren Planeten?

85 Millionen Kühlschranke

Relevant ist es allemal, was die Spielebranche zum Thema Klimawandel, Umwelt- und Artenschutz zu sagen hat. Denn: „Spiele können durch ihren immersiven Aspekt viel eindringlicher und direkter auf gesellschaftliche oder globale Probleme wie den Klimawandel hinweisen, als es andere Medien können“, meint Matthias Guntrum. In Spielen werden aus passiven Zuschauer:innen handlungsbestimmende Akteure. „Spiele haben daher die besondere Fähigkeit, direkter berühren zu können und zum Nachdenken anzuregen“, so Guntrum. Das sieht Felix Falk ähnlich. Er ist Geschäftsführer bei game, dem Verband der deutschen Games-Branche. „Als eines der wichtigsten Leitmedien unserer Zeit eignen sich Games, die ohnehin ein enormes Bildungspotenzial besitzen, hervorragend, um Umweltthemen zu vermitteln.“ In Spielen könne man sich mit wichtigen Fragen auseinandersetzen und das Gelernte ins reale Leben mitnehmen.

Spiele wie Civilization IV, Die Sims 4: Nachhaltig leben oder Imagine Earth simulierten, wie sich Entscheidungen positiv oder negativ auf die Umwelt auswirken. Ein Beispiel: In der Lebens-Simulation Sims 4 werden den bisherigen Lebenszielen, die man zu Beginn des Spiels in der Charaktererstellung bestimmen kann, andere Ziele wie „Öko-Innovator“ hinzugefügt. Die Spielenden müssen dann bestimmte Karrierewege oder Beschäftigungen im Sims-Leben wählen, damit ihr Sim nicht nur glücklich und zufrieden ist, sondern seine Existenz auch dem Planeten zugutekommt.

Ein Problem bleibt jedoch: Noch frisst es ziemlich viel Energie, wenn man den PC oder die Konsole anschmeißt für ein paar Stunden Entspannung. „Videospiele haben eine wesentlichen und bislang zu wenig beachteten Einfluss auf die globalen Emissionen“, meint Evan Mills.

Er forscht zu diesem Thema am Berkeley Lab, einer Forschungskooperation der University of California und des United States Department of Energy. In der umfassenden und beispiellosen Studie „Toward Greener Gaming: Estimating National Energy Use and Energy Efficiency Potential“ arbeitete er 2019 gemeinsam mit anderen Wissenschaftler:innen heraus, wie drastisch der Einfluss von Videospielen auf die Umwelt ist. „Allein in den USA sind Videospiele für jährlich rund fünf Milliarden Dollar an Energiekosten verantwortlich. Das macht etwa 2,4 Prozent des Stromverbrauchs in den Privathaushalten aus“, so Mills. „Umgerechnet entspricht das etwa den Kohlendioxid-Emissionen von 85 Millionen Kühlschränken oder fünf Millionen Autos.“ Auch in Deutschland ist der Energieverbrauch durch Videospiele hoch. Kein Wunder: 34 Millionen Deutsche spielen inzwischen regelmäßig.

Viel Strom verbrauchen dabei nicht nur die Konsolen und Gaming-PCs selbst, sondern auch die Serverleistung, die gebraucht wird, um Spieler:innen weltweit zu vernetzen – etwa in Online-Multiplayer-Spielen oder beim Cloud-Gaming. Seit den Anfängen der Spieleindustrie in den 1970er Jahren ist die Rechenleistung der Geräte um ein Vielfaches gestiegen. Die Grafik in Spielen wirkt mittlerweile fast lebensecht – auch das geht auf Kosten des Energieverbrauchs. Und: Die Anzahl der Spielenden steigt weltweit. Ein Drittel der Weltbevölkerung spielt. Trotz dieser Tatsache gibt es bislang laut Evan Mills zu wenig Forschung zum Problem. Und auch in der Branche selbst sowie in Politik und Öffentlichkeit werde das Thema stiefmütterlich behandelt. Global gesehen, so die Studie, sei das ein sträflich ignoriertes Pulverfass.

Dabei gäbe es wirkungsvolle Stellschrauben. Zentral dabei: „Das Verhalten der Spieler:innen macht einen maßgeblichen Unterschied: auf welchen Geräten und wie viel gespielt wird“, so Mills. Sinnvoll wäre außerdem ein Richtsystem für Spiele, das Konsument:innen etwa per Ampel-Label den Energieverbrauch des jeweiligen Spiels anzeigt und diesen dadurch informierte Kaufentscheidungen ermöglicht. Forschende um Evan Mills haben hier schon Vorarbeit geleistet: Auf der eigens eingerichteten Webseite greeningthebeast.org können sich Spielende umfassend informieren, wie viel Strom die einzelnen Spiele verbrauchen. Auch auf Software- und Hardware-Ebene gibt es laut Mills enormes Verbesserungspotenzial: „In manchen Spielen, die wir gemessen haben, wurde im Standby-Modus genauso viel Energie gebraucht wie im aktiven Spiel selbst.“ Solche Energieverschwendung ließe sich technisch leicht vermeiden. Ansätze zu solchen Veränderungen gibt es bereits.

Die schiere Anzahl an Spielen, die grüne Themen in den Blick nehmen, lässt hoffen. Es gibt Nischen-Spiele wie Endling: Extinction is Forever oder Beyond Blue, die aufrütteln wollen. Doch Triple-A-Spiele wie Horizon Zero Dawn oder Death Stranding haben das Green Gaming schließlich blockbuster-tauglich gemacht.

Grüne Bestien

2019 gründeten die Vereinten Nationen das geförderte Umweltprogramm „Playing for the Planet“. Der Allianz haben sich mittlerweile mehr als 40 Unternehmen angeschlossen, darunter große Namen wie Microsoft, Playstation oder Ubisoft. Zusammen haben diese eine Spieler:innenbasis von über einer Milliarde Menschen, die für Umweltthemen sensibilisiert werden könnten. Auf dem jährlichen „Green Game Jam“ nehmen die beteiligten Spielestudios gezielt grüne Themen in den Fokus. 2021 wurden im Zuge des Festivals etwa 266.000 Bäume gepflanzt, 800.000 US-Dollar gesammelt und insgesamt informieren sich rund 130 Millionen Spieler:innen weltweit über die dort thematisierten ökologischen Initiativen. Zugleich verpflichten sich die Mitglieder von „Playing for the Planet“ zu umweltschonenden Maßnahmen. Die Selbstverpflichtung ist freiwillig. Doch immerhin geben 60 Prozent der Unternehmen an, bis 2030 komplett CO₂-neutral sein zu wollen.

Auch in Deutschland ist man sich der Bedeutung bewusst: „Für uns als Games-Branche ist der Klimawandel ein besonders wichtiges Thema“, meint Felix Falk vom Bundesverband game. „Die Branche arbeitet auf vielen verschiedenen Wegen daran, ihren Beitrag zu mehr Umwelt- und Klimaschutz zu leisten: ob durch die Entwicklung von Spielen, die sich mit dem Thema beschäftigen, oder durch das Engagement und Nachhaltigkeitsinitiativen der Games-Unternehmen.“ Spiele und Studios mit umwelt- und sozialverantwortlicher Dimension stehen hoch im Kurs. Ein Beispiel: Das Aufbauspiel Imagine Earth des Braunschweiger Studios Serious Brothers stellt nachhaltiges Ressourcenmanagement in den Fokus und wurde deswegen 2022 mit dem Deutschen Computerspielpreis ausgezeichnet.

Seit 2021 ist auch der deutsche Branchenverband game Teil der von den Vereinten Nationen gegründeten Allianz „Playing for the Planet“. Der Verband geht mit gutem Beispiel voran: „In unserer Geschäftsstelle in Berlin arbeiten wir seit 2021 klimaneutral“, so Falk. Außerdem sei die Nachhaltigkeitsinitiative „gamescom goes green“ wegweisend. Mit dieser werde die weltweit größte Spielemesse zum „ersten klimafreundlichen Event dieser Größe weltweit“. Die Gaming-Industrie tut viel, um grüner zu werden. Doch reicht das?

Nach Ansicht von Forscher:innen wie Evan Mills braucht es eine tiefere Auseinandersetzung mit den CO₂-Spuren, die die Branche hinterlässt. Und dann eine ehrliche Gegenrechnung: Wenn Spielestudios Bäume pflanzen lassen und zugleich Rekordemissionen verzeichnen, bliebe das eine Milchmädchenrechnung. So passiert im Fall von Sony: Der Mega-Konzern fügte im Jahr 2022 als medienwirksamen Teil des „Green Game Jam“ seinem Blockbuster Horizon Zero Dawn eine Spiel-Trophäe hinzu, die verspricht, dass für jede:n Spielende:n ein paar Bäume in der echten Welt gepflanzt werden. Zugleich aber waren sowohl die Emissionen als auch der Ressourcenverbrauch der Sony-Spielekonsolen im Jahr 2020 so hoch wie seit Jahren nicht mehr. Ein paar Bäume zu pflanzen, wirkt da im Vergleich eher wie der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein.

Grundsätzlich positiv ist: Ein Großteil der Spielenden ist laut einer Umfrage der Initiative „Playing for the Planet“ überzeugt davon, dass Videospiele helfen können, für Umweltthemen zu sensibilisieren. Zwei Drittel der Befragten geben an, dass sie auch bereit wären, sich etwa über Spenden selbst aktiv zu engagieren, wenn Spiele es schaffen, Umweltthemen so zu integrieren, dass es dem Game-Erlebnis zugutekomme oder eine gute Sache unterstützt würde. Klimawandel und Umweltschutz-Themen sind also kein Abtörner für die Gaming-Community.

Und auch aufseiten der Spieleentwickler:innen gibt es ein zunehmendes Bewusstsein für die Thematik. Mit viel Potenzial, meint Matthias Guntrum: „Als Teil der Unterhaltungsindustrie sollte uns bewusst werden, dass wir da eine große Chance haben, am Wandel mitzuwirken. Die dürfen wir nicht verstreichen lassen.“ Jetzt muss die Branche nur noch aufhören mit dem Kompensieren und stattdessen echte CO₂-Einsparungen hinbekommen.

Lesen Sie mehr in der aktuellen Ausgabe des Freitag.

Meinung | Dystopisches Berlin: Bis die Bürger aufgeben oder wegsterben
28 März 2023 - Kathrin Gerlof
Meinung | Dystopisches Berlin: Bis die Bürger aufgeben oder wegsterben
Handwerklich schlampig und bürokratisch engstirnig: In Berlin funktioniert nichts. Unsere Autorin macht haarsträubende Erfahrungen Dystopisches Berlin: Bis die Bürger aufgeben oder wegsterben

Vom Balkon aus schaue ich seit sechs Jahren auf eine Baustelle. Eine Schule (Umbau), eine große Sporthalle und eine ebenso große Therapieschwimmhalle (Neubau). Sechs Jahre sind eine lange Zeit. In Berlin nicht ungewöhnlich lang, das lässt sich auch ohne abgestandene BER-Witze sagen. Als die Flachdächer der Schule und der Hallen endlich fertig waren, wartete ich gespannt, ob die Entscheidung zugunsten von Photovoltaik oder begrünten Dächern ausgefallen war. Keines von beiden. In Mitte findet möglicherweise kein Klimawandel statt.

Traurigerweise passt der Ausgang des Volksentscheids am 26. März dazu. Es wird keine Gesetzesänderung geben, die der Stadt strengere Klimaziele verordnet. Das Quorum wurde deutlich verfehlt. Bereits vorher hat es nicht an Stimmen gefehlt, auch aus der Koalition heraus, die besagten, 2030 klimaneutral sei eh völlig unrealistisch. Nun denn: Der Klimawandel ist nicht unrealistisch, sondern Realität. Bewundern wir also einfach weiterhin das Problem und suchen nicht nach einer Lösung.

Hinter der Schule steht das Bezirksamt von Berlin-Mitte. Ich versuchte wochenlang, auf Bitten einer befreundeten syrischen Familie hin, herauszubekommen, wer dort die Frage beantworten könnte, warum es seit 15 Monaten auf die vollständig eingereichten Unterlagen zur Einbürgerung des Ehepaares keine Reaktion gibt und wann das mit der Einbürgerung klappen könnte. Ich lese, dass man in Berlin irgendwas mit Einbürgerung neu regeln will. Vielleicht ist das der Grund, dass Bezirksämter jetzt die Füße stillhalten.

Dann kam doch ein Brief von der Behörde. „In Ihrer Einbürgerungsangelegenheit bitte ich zunächst die aufgrund der massiven Steigerung der Antragszahlen und der Personalsituation entstandene Verzögerung in der Bearbeitung zu entschuldigen.“ Gefolgt von einer Liste noch beizubringender Papiere, die vor anderthalb Jahren eingereicht wurden, aber nun nach Meinung des Amtes eben nochmal eingereicht werden müssten (ist ja Zeit vergangen). „Eine Fortsetzung der Bearbeitung ist nur nach vollständigem Eingang sämtlicher Unterlagen möglich“, heißt es zum Schluss. Und während sich das Amt 15 Monate Zeit gelassen hatte mit diesem Schreiben, wird den Antragsstellern nun eine Frist bis Ende April gesetzt.

Keine Parkvignetten für geteiltes Autos

Ich bin in dieser Stadt vor Gericht mit dem Versuch gescheitert, für ein zwischen mir und mehreren Freunden geteiltes Auto, zwei Parkvignetten für zwei verschiedene Parkräume genehmigt zu bekommen. Der Richter hatte kundgetan, dass es nur der Änderung einer Verwaltungsvorschrift bedürfe, damit er zu unseren Gunsten entscheiden könne. In Köln gibt es diese Vorschrift längst. Läuft super, haben die dort auf Nachfrage gesagt. Menschen, die sich ein Auto teilen, anstatt zwei oder drei davon 23 Stunden am Tag rumstehen zu lassen, wüssten das zu schätzen. Die Verwaltungsvorschrift gibt es bis heute nicht, Köln ist Karneval, sagen die hier, verweist man auf andernorts offensichtlich unbürokratische Regelungen.

Bei dem Versuch, einem jungen Syrer dabei zu helfen, von einem Gymnasium in Mitte auf ein Oberstufenzentrum in Charlottenburg zu wechseln, bin ich irgendwann zwischen irgendwelchen oberen und unteren Schulbehörden verloren gegangen. Den letzten (sehr netten) Mitarbeiter einer dieser Behörden, habe ich am Telefon gefragt, ob es nicht klug wäre, einfach alle angeblich zwingend notwendigen Papiere und Unterschriften von irgendwelchen Behörden zu ignorieren und den Jungen stattdessen dort in der neuen Schule im Sekretariat anzumelden. „Gute Idee“ hat der Mann gesagt, und dann hat es auch genauso geklappt.

Die letzte Sterbeurkunde habe ich zum Glück vor fünf Jahren gebraucht, Pass und Personalausweis sind noch eine Weile gültig. Ich bin zu alt, um noch eine Geburtsurkunde für ein Kind zu benötigen, muss kein Auto ummelden, kein Wohngeld beantragen und kann damit leben, wenn mir Doctolib im Juni den frühesten Facharzttermin für eine Vorsorgeuntersuchung anbietet. Ich bin gut zu Fuß, kann also alle Linienunterbrechungen der BVG großräumig umlaufen. Ich lebe nicht in Pankow, wohin man gerade schwer kommt, weil irgendwelche größenwahnsinnigen Hochausprojekte auf einem fast vollständig untertunnelten Platz die U-Bahn zum Wanken bringen. Ich wohne in einer Genossenschaft und bin bei einer Leerstandsquote von unter einem Prozent auf die ganze Stadt gerechnet nicht in der Situation, eine Wohnung suchen und finden zu müssen. Andere können sich überlegen, ob sie eine der 4,5 Millionen Euro teuren Apartmentwohnungen auf dem 23.000 Quadratmeter großen Areal des einstigen anarchischen Kulturortes Tacheles in der Oranienburger Straße kaufen wollen. Der Senat hatte 1998 das Areal für 2,8 Millionen Mark verscherbelt. Dafür bekommt man eine Viertel-Apartmentwohnung.

Bis die Bürgerin oder der Bürger einfach aufgibt oder wegstirbt

Meine Mitbewohnerin schreibt mit ihrem Neffen und für ihn seit einem dreiviertel Jahr wöchentlich vier bis fünf Bewerbungen, um eine kleine, bezahlbare Wohnung für den über Dreißigjähren zu bekommen, der dann endlich von zu Hause ausziehen könnte. Er ist noch nie auch nur zu einer einzigen Besichtigung eingeladen worden.

Wer in Berlin von einem Bezirk in den anderen zieht und beim Jobcenter anhängig ist, wird behandelt, wie ein Neuzuzug. Nur Berlinerin oder Berliner zu sein, genügt da nicht. Man fängt mit allem ganz von vorn an.

Ich rede in einer Gartenkneipe mit Leuten, die sich seit Jahren darum bemühen, dass der extrem dunkle Weg hin zu den Kleingärten der Anlage eine Beleuchtung bekommt. Aber weil sich zwei Bezirke den Weg „teilen“, wird es dort nie Licht geben. Bezirke sind nicht dazu da, miteinander zu kooperieren, stattdessen haben sie zu hoher Kunst entwickelt, die Verantwortlichkeiten im unbekannten Raum frei flottieren zu lassen. Solange, bis die Bürgerin oder der Bürger einfach aufgibt oder wegstirbt.

Wer in dieser Stadt in Eigenregie eine Baumscheibe begrünen und pflegen will, muss einen Antrag stellen. Immerhin gibt es dafür ein Online-Formular. Es verwundert geradezu, dass es nicht auch ein Antragsverfahren gibt für den Fall, man sammelte im Volkspark Friedrichshain mal nebenher ein bisschen Plastikmüll ein.

Wenn ich an einem Tag ohne Budenzauber und aufgerissene Straßenbahnschienen den Alexanderplatz quere (bei Budenzauber ist das eher nicht angeraten), frage ich mich hin und wieder, aus welchem Kreis der Hölle eigentlich die Vorstellung stammt, uns das Elend komplett durchkommerzialisierter öffentlicher Räume auf dann doch so kleinem Raum zu präsentieren. Die Polizeiwache mitten auf dem Platz ist der einzige Ort, an dem man kein Geld benötigt, wenn man etwas möchte. Und wohl auch noch der Schlafplatz unter der S-Bahnbrücke und neben der Kneipe „Besenkammer“. Viel genutzt als Schutzraum im Freien zwischen Saturn, Denns Biomarkt, drei dm-Filialen, Tchibo, Kaufhof, New Yorker, Starbucks und C&A.

Wo nur noch Katzenkalender helfen

Mir hat sich bis heute nicht erschlossen, wie jemand auf die Idee kommen kann, mangels eines klimatauglichen Verkehrskonzeptes für die ganze Stadt ein Stückchen Vorzeige-Friedrichstraße autofrei zu basteln, das auch noch handwerklich so schlampig zu tun, sodass es dazu mehrerer Schleifen bedarf, und dann zu glauben, das würde die Menschen von der Ernsthaftigkeit politischer Bemühungen um eine klimataugliche Stadt überzeugen. Angesichts einer Straße, die Einheimische entweder fluchtartig durchqueren oder großräumig umgehen. Also nicht da, wo gewohnt, gelebt, gegen die Inflation angehungert oder die zu kleine Wohnung mit Stockbetten aufgerüstet wird, damit der Nachwuchs einen Platz hat.

Wenn ich doch mal ein Behördenzimmer betreten muss, frage ich mich oft, wie man eigentlich auf die Idee kommt, seine personell schlecht ausgestattete und runtergehungerte Verwaltung auch noch damit zu strafen, in schrecklich deprimierenden Räumen ihrer Arbeit nachgehen zu müssen. Da helfen oft wirklich nur noch Katzenkalender und goldene kleine Buddhas, die auf altersschwachen Bildschirmen stehen, die mit Computern verbunden sind, auf denen sich ebenso altersschwache Software jeglicher Digitalisierungsbemühung verweigert.

Bei der Durchquerung des wirklich hübschen Bötzowviertels sehe ich, dass es mit der Aufstockung zugunsten sehr schöner, sehr großer, sehr teurer Dachgeschosswohnungen zu funktionieren scheint, während die Debatte, ob man vielleicht auch und dann bezahlbaren Wohnraum gewinnen könnte, wenn große Blöcke noch eine oder zwei Etagen mehr bekommen, immer wieder im Sande verläuft. Neubau ist das Mittel der Wahl. Funktioniert aber auch nicht so richtig. Nun vielleicht doch, wenn die GroKo das Tempelhofer Feld umbauen möchte.

Vieles, was den Alltag nicht nur schön, sondern auf eine notwendige Art beherrschbar macht, funktioniert in dieser Stadt nicht. Daran hat bislang noch keine Politik etwas grundlegend geändert. Die nun kommende wird es schlimmer machen. Dessen kann man wohl gewiss sein. Die gehende muss sich die Frage gefallen lassen, womit sie das hätte verhindern können. Und wird die nicht beantworten können.

Lesen Sie mehr in der aktuellen Ausgabe des Freitag.

Archive

Copyright © 2023 | WordPress Theme von MH Themes

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen