Denkanstoß des Tages – Der Internationale Frauentag immer noch eine Frage der Gleichberechtigung

Oxfam Deutschland und Netzwerk Steuergerechtigkeit analysieren in einer Studie die Ungleichheit zwischen männlichen und weiblichen Milliardären - Ein falscher Ansatz zum Internationalen Frauentag. Grafik DaLL-E
Oxfam Deutschland und Netzwerk Steuergerechtigkeit analysieren in einer Studie die Ungleichheit zwischen männlichen und weiblichen Milliardären - Ein falscher Ansatz zum Internationalen Frauentag. Grafik DaLL-E

Der 8. März ist mehr als ein symbolischer Tag. Er ist ein Kampftag, ein Mahnmal und eine Erinnerung an die jahrhundertelange Unterdrückung von Frauen. Die internationale Frauenbewegung hat über Generationen hinweg gegen soziale, wirtschaftliche und politische Ungleichheiten gekämpft – und doch sind wir im 21. Jahrhundert noch immer weit von echter Gleichberechtigung entfernt. Während in westlichen Ländern Fortschritte erkennbar sind, bleibt die Situation in vielen Teilen der Welt dramatisch. Frauen werden entrechtet, unterdrückt und sogar ermordet, nur weil sie Frauen sind.

Zwischen Fortschritt und Rückschritt – Die Frauenbewegung als historische Antwort auf systematische Ungleichheit

Die Geschichte des Internationalen Frauentags beginnt 1910 mit der Sozialistin Clara Zetkin, die auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen die Einführung eines weltweiten Frauentags forderte. Ihr Ziel war es, Frauen das Wahlrecht zu erkämpfen, bessere Arbeitsbedingungen durchzusetzen und den Kampf für Gleichberechtigung zu organisieren. Seitdem hat sich viel verändert – doch grundlegende strukturelle Ungleichheiten bestehen fort.

In den westlichen Ländern wurde die formale Gleichstellung der Geschlechter in vielen Bereichen erreicht: Frauen dürfen wählen, arbeiten und Gesetze schreiben. Doch auf wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene zeigt sich weiterhin ein massives Ungleichgewicht. Frauen verdienen im Durchschnitt weniger als Männer, sie arbeiten häufiger in Teilzeit, übernehmen den Großteil der unbezahlten Care-Arbeit und sind in Führungspositionen deutlich unterrepräsentiert. Eine aktuelle Studie von Oxfam Deutschland und dem Netzwerk Steuergerechtigkeit zeigt, dass nur 29 Prozent der deutschen Milliardenvermögen in weiblicher Hand sind – ein Ausdruck der patriarchalen Strukturen, die über Jahrhunderte hinweg Vermögen, Macht und Einfluss in Männerhänden konzentriert haben.

Doch so aufschlussreich diese Zahlen auch sein mögen, sie lenken den Blick auf eine Debatte, die am eigentlichen Problem vorbeigeht. Die wirtschaftliche Ungleichheit zwischen den Geschlechtern ist nicht nur eine Frage von Superreichen und Unternehmensanteilen, sondern betrifft insbesondere die breite Mehrheit der Frauen, die mit niedrigen Einkommen und mangelnder sozialer Absicherung kämpfen.

Die wahre Ungerechtigkeit: Wenn Frauenleben weniger wert sind

Während in westlichen Ländern über den „Gender Pay Gap“ von Milliardärinnen diskutiert wird, ist in vielen Teilen der Welt die Realität eine andere: Frauen werden systematisch entrechtet, ihrer Bildung beraubt und in extreme Armut gedrängt. In zahlreichen Ländern ist es für Mädchen noch immer keine Selbstverständlichkeit, eine Schule zu besuchen. Sie werden früh verheiratet, unterdrückt und sind Opfer von Gewalt.

Besonders erschreckend ist die weltweit hohe Zahl an Femiziden – Morde an Frauen, die aus patriarchalen Strukturen heraus begangen werden. Jeden Tag sterben Frauen, weil sie es wagen, sich gegen die Männerwelt aufzulehnen oder schlicht, weil sie existieren. Allein in Lateinamerika werden täglich rund zwölf Frauen ermordet, in Indien gibt es jährlich Tausende Mitgiftmorde, und in vielen Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas werden Frauen für „Ehrverbrechen“ getötet. Diese grausame Realität zeigt, dass die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen in vielen Teilen der Welt eine Frage von Leben und Tod ist.

Wirtschaftliche Benachteiligung ist kein Zufall – Frauen werden systematisch klein gehalten

Aber auch in Deutschland gibt es strukturelle Hürden, die Frauen benachteiligen. Besonders betroffen sind Frauen mit niedrigen Einkommen. Sie tragen eine überproportionale Last bei den Wohnkosten, verdienen oft weniger und haben geringere Rentenansprüche. Laut dem Statistischen Bundesamt beträgt der „Gender Pension Gap“ in Deutschland fast 30 Prozent – Frauen erhalten also im Durchschnitt ein Drittel weniger Rente als Männer.

Hinzu kommt, dass Frauen häufiger in prekären Arbeitsverhältnissen beschäftigt sind. Berufe in der Pflege, im Einzelhandel oder in der Kinderbetreuung sind nicht nur schlechter bezahlt, sondern auch gesellschaftlich weniger anerkannt. Während über Managerinnen in Aufsichtsräten diskutiert wird, bleibt die Frage unbeantwortet, warum eine Altenpflegerin nach einem Leben harter Arbeit in Altersarmut fällt.

Was wir wirklich brauchen: Ein Kampf für alle Frauen, nicht nur für Superreiche

Die Studie von Oxfam Deutschland und dem Netzwerk Steuergerechtigkeit zeigt wichtige Aspekte auf, aber sie greift zu kurz. Es geht nicht darum, dass Milliardärinnen die gleichen Steuerprivilegien wie Milliardäre bekommen – es geht um eine grundlegende wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit für alle Frauen.

Daher müssen politische Maßnahmen weit über Steuerreformen für Superreiche hinausgehen. Wir brauchen höhere Mindestlöhne, eine bessere soziale Absicherung für Frauen in Teilzeit, den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen und vor allem ein gesellschaftliches Umdenken, das die Leistung von Frauen endlich anerkennt.

Der Internationale Frauentag ist keine Feier, sondern eine Kampfansage. Er ist eine Erinnerung daran, dass Gleichberechtigung kein Geschenk ist, sondern immer wieder neu erkämpft werden muss. Wer heute über den Gender Pay Gap an der Spitze der Gesellschaft debattiert, darf nicht vergessen, dass es Millionen Frauen gibt, die gar keinen Lohn erhalten – weil ihre Arbeit nicht als solche anerkannt wird. Und das ist die eigentliche Ungerechtigkeit.

Link zur Studie von Oxfam Deutschland und Netzwerk Steuergerechtigkeit.


Hinweis auf die Nutzung von KI

Für die Analyse der Studie von Oxfam Deutschland und dem Netzwerk Steuergerechtigkeit sowie für die Recherche der entsprechenden Hintergrundinformationen wurde künstliche Intelligenz genutzt (ChatGPT).